ZeitZeugenBörse Duisburg wird gegründet - Fotos

Nach zahlreichen Anlaufversuchen und vielen Gesprächen hat sich ein Gründungsausschuss aus dem Kreis der Duisburger Heimatforscher und dem ARBEITSKREIS GARNISON DUISBURG zusammengefunden, der nunmehr zur Tat schreiten und in Duisburg den Verein „ZeitZeugenBörse Duisburg“ gründen möchte! Die Gründungsversammlung findet statt am 
Montag, 23. April 2007, 18.00 Uhr im Cafe Museum, Kantpark Duisburg 

Alle Bürger der Stadt Duisburg die „Stadtgeschichte von unten“ aufarbeiten und die „erlebte Geschichte der Bürger dieser Stadt“ dokumentieren möchten sind herzlich eingeladen. 

„Wir möchten Erinnerungsarbeit organisieren und vernetzen!“ so Eric Zeppenfeld vom Gründungsausschuss!  

„Zeitgeschichte an sich ist nicht erfahrbar, sie wird als persönliche Geschichte und von jedem anders erlebt. Eine Gesellschaft verarmt, wenn sie das Wissen und die Erfahrung älterer Menschen nicht nutzt, um die kritischen Fragen der jüngeren Generation zu beantworten. Doch auch die Dokumentation des „HEUTE“ als Bestandteil der erlebten Geschichte ist Ziel der Arbeit des Vereins!“

Ziel der Zeitzeugenbörse soll es sein, die unendliche Vielfalt persönlicher Erfahrungen und Erlebnisse, die jeder in sich trägt, der eine Weile gelebt hat, zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zudem dokumentiert sie das aktuelle Tagesgeschehen in der Stadt Duisburg! 

Warum ZeitZeugenBörse? 

„Die Zeitzeugenbörse sucht Zeitzeugen, die ihre erlebten Geschichten zur Stadtgeschichte der Stadt Duisburg in einer bestimmten Zeit oder an einem speziellen Ort weitergeben möchten. Sie möchte dies auf Wunsch auch an Schulen, Journalisten, Studenten und andere Interessierte vermitteln, um dort ihre Erlebnisse direkt zu schildern.“ Gibt Wolfgang Röthig zu verstehen. 

Auch die aktuelle Stadtgeschichte soll dokumentiert werden, da diese in Jahren oder Jahrzehnten ebenfalls Geschichte sein wird.  

„Die Zeitzeugenbörse ist eine Börse, bei der alle gewinnen: Junge, weil sie Antworten auf ihre Fragen bekommen und im Dialog ihre eigene Meinung finden. Alte, weil sie erfahren, wie aus ihren Geschichten Geschichte wird. Sie finden sinnvolle Aufgaben und Kontakte, die sie sonst nie bekommen hätten.“ macht Markus Mosch deutlich und ergänzt: „ Natürlich auch die Nutzer, weil erzählte und erlebte Geschichten ihre Beiträge lebendiger und verständiger machen.“ 

ZeitZeuge werden kann jeder Mensch! Die Zeitzeugenbörse möchte Zeitzeugen finden, die etwas über eine bestimmte Zeit oder einen speziellen Ort berichten können. Interessierte Bürger sollen sich an zahlreichen Stellen im Stadtgebiet melden können. Die ZeitZeugenBörse möchte gerne stadtweit räumliche Möglichkeiten bieten, damit Erinnerungen an die Stadtgeschichte weitergegeben werden können. Hierzu sind noch Gespräche mit der Stadtspitze geplant, um nach Möglichkeit möglichst schnell in zentraler Lage eine erste Lösung anzubieten! 
„Für mich ist die Begegnung mit jungen Menschen am wichtigsten!“  

Diese Erfahrung teilen die meisten Zeitzeugen. Die Wertschätzung der guten, aber oft auch schmerzlichen Lebenserfahrungen durch andere, durch jüngere Menschen kann helfen, die eigene Vergangenheit besser zu verstehen und aufzuarbeiten. 

Die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte, die sonst vielleicht unerzählt bliebe, hilft, den Blick für das Leben anderer Menschen zu öffnen. Die Arbeit als Zeitzeuge führt zu neuen Begegnungen und Kontakten, die es sonst nicht geben würde. Über die persönliche Ebene hinaus, hat die Vermittlung erlebter Geschichte auch gesellschaftliche Bedeutung. Jeder Zeitzeuge wirkt mit an der Weitergabe von Erinnerung und Erfahrung. 

Wo werden Zeitzeugen gebraucht?  

Die ZeitZeugenBörse möchte Zeitzeugen an Journalisten vermitteln, die Dokumentationen zur Stadtgeschichte planen und auf die Aussagekraft und die Mitwirkung von Zeitzeugen angewiesen sind. Einen weiteren wichtigen Schwerpunkt bildet die Arbeit in den Schulen. Geschichtslehrer/innen können Zusammenhänge darstellen, sie können in Schrift, Bild oder Film Einzelschicksale aufzeigen. Wie eine Zeit sich angefühlt hat, können nur diejenigen vermitteln, die die Situation erlebt haben und sie sich im Heute bewusst machen. 

Auch als Quellen für die wissenschaftliche Arbeit werden Zeitzeugen zunehmend genutzt. Soll in einer Forschungs- oder Diplomarbeit z. B. die Familiensituationen der 50er Jahre erarbeitet werden, so können die Erwachsenen der älteren und mittleren Generation heute Wesentliches dazu beitragen, was aus anderen Quellen nicht zu ermitteln wäre.

 

Aber auch die Beschäftigung mit der Religion, die Stadtteilarbeit von Nachbarschaftsheimen beispielsweise, braucht die Erinnerung der Menschen, die ihren Kiez, ihr Viertel in den Veränderungen der Jahre beobachtet und erlebt haben.

 

Themen, über die Zeitzeugen sprechen können gibt es eine Menge!

 

Die unten genannten Themen sollen einen Überblick geben und sind nur als Beispiele zu verstehen. Die Zeitzeugen können auf Wunsch auch über viele andere Themen Auskunft geben.

 

Duisburg bis 1919 (Kaiserzeit)

Alltagsleben, soziale Konflikte, Entwicklung bestimmter Stadtviertel, Industrialisierung

 

Duisburg in der Weimarer Republik 1919-1933

Bestimmte Stadtviertel, Arbeitsleben, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, Kindheit und Jugend, kulturelle Ereignisse

 

Duisburg in der NS-Zeit 1933 bis 1945

Duisburgs Schulen im NS-Regime, HJ und BDM, SA und SS, Kinderlandverschickung, Verfolgung und Vernichtung der Juden und anderer Minderheiten, Widerstand gegen NS-Regime, KZ, Emigration

 

Zweiter Weltkrieg in Berlin und Deutschland

Bombenkrieg in Duisburg, Leben im Luftschutzbunker, Wehrmachtseinrichtungen, Kriegsalltag, Kriegsteilnahme als Soldat, Gefangenschaft, Flucht, Evakuierung, Artilleriebeschuss, Einmarsch der Amerikaner

 

Duisburg und Deutschland in der ersten Nachkriegszeit 1945 bis 1949

Nachkriegsalltag, Schwarzmarkt, Wiederaufbau von Wirtschaft, Verwaltung und politischem Leben, Währungsreform, Kultur

 

Duisburg von 1949 bis heute

Wirtschaftliche Entwicklung, Kulturleben, Literatur und Theater, Freizeit und Sport, Beziehungen zu den Alliierten, Politische Entwicklung und Gewerkschaft, Städtebauliche Entwicklung, Veränderungen und Neubauten

HaMo

 

Bereits zahlreiche Dokumente wurden von den Gründungsmitgliedern in den vergangenen Jahren gesammelt. Insbesondere die Schrecken des 2. Weltkrieges werden von Zeitzeugen immer wieder als bleibendes Erlebnis geschildert. Die Fotos stammen aus Privatbesitz in Duisburg und England!

 

Fotos

 

Hier ist das frühere „Wehrbezirkskommando“ im Haus Ludgeriplatz 21 in Neudorf zu sehen!

Auf dem Dach weht die Fahne mit dem Zeichen, dass wenige Jahre später ganz Deutschland und auch unsere Heimatstadt in den Abgrund zog! 

 

Das Haus wurde 1898 vom Architekten Hermann Prüssmann im Auftrag der Gussstahlfabrik Bischoff als Verwaltungsbau errichtet. 1929 übernahm die katholische Gemeinde St. Ludger das Gebäude, dass 1990 vom Rahmer Architekten Werner Rüber behutsam renoviert wurde.

 

 

Dieses Luftbild, von einem britischen Aufklärer nach dem schweren Angriff vom 13. Mai 1943 gemacht, zeigt Neudorf östlich vom Hauptbahnhof. Von oben nach unten durch die Bildmitte verläuft die Neudorfer Straße. Oben rechts ist der Ludgeriplatz und am rechten Bildrand verläuft die Blumenstraße.

 

Die Neudorfer graben sich nach diesem Angriff ein! Zu sehen ist der Bau eines privaten Luftschutzbunkers in einem Hausgarten an der Neudorfer Straße! Im Hintergrund erkennt man die Ludgerikirche (Bild 3) bzw. die Ludgeristraße (

 

 

Der schlimmste Tag in der Luftkriegsgeschichte unserer Heimatstadt war der 14. / 15. Oktober 1944. Das Foto wurde nach den Angriffen gemacht und zeigt Rauchschwaden über Neudorf, Duissern und der Innenstadt! Zur Orientierung:

 

Wir sehen: unten rechts die Einmündung Ketten- / Memelstraße und den Carstanjen Garten! Am rechten Bildrand entlang verläuft die Brauerstraße und in Verlängerung die Rossstrasse. Weiter oben rechts der Kreuzungsbereich Wallenstein- / Butlerstraße, oben in der Bildmitte zwischen den Rauchwolken die alte Hafenbahn, unten in der Bildmitte der Hauptbahnhof und unten links der Kantpark mit der nördlich davon abknickenden Lenzmannstraße. Gut zu erkennen in der Wolkenlücke in der linken Bildmitte das Amtsgericht am König Heinrich Platz! Oben links befindet sich etwa der Holzhafen!

 

 Am 12. April 1945 geht der Krieg für Duisburg zu Ende. Wie hier im Mannesmann Werkshafen in Hüttenheim liegen die Fabriken in Trümmern und unendliches Leid liegt über der Stadt!

 

Ein Foto mit Symbolcharakter zeigt den Schlafsaal im St. Raphael Flügel des St. Vincenz Hospitals im Dellviertel. Ein Riss hat das Schreckenssymbol der NAZIS zerrissen! Für Duisburg begann ein schwerer Weg und der Wiederaufbau der Stadt!