FCR phantastisch:
Europameister und Publikums-Weltmeister
UEFA-women’s-Cup-Sieger dankt den tollen Fans und dem MSV
Duisburg
DUISBURG, 23. Mai 2009 -Diesen Abend werden die
Spielerinnen, die Funktionäre, die Vereinsmitglieder des FCR
2001 Duisburg, aber auch alle Fans, die dabei waren, wohl
lange nicht vergessen: Seit dem 22.Mai, 21.33 Uhr, ist der
FCR Europameister im Frauenfußball – und irgendwie auch
Weltmeister; denn vor der sagenhaften Kulisse von 28.112
Zuschauern hat noch nie ein Kick zweier Vereinsmannschaften
stattgefunden. Die bisherige Bestmarke stammt vom
UEFA-women’s-Cup-Finale des Vorjahres, damals waren 27 640
Fans beim Sieg des 1. FFC Frankfurt gegen den schwedischen
Meister Umea IK.
„Ich bin absolut fasziniert, und werde das hier nie mehr
vergessen,“ war Trainerin Martina Voss auch nach dem Spiel
noch sichtlich beeindruckt – von der Kulisse und von der
riesigen Party, die das phantastische Publikum auf den
Rängen der wunderschönen MSV-Arena mehr als zwei Stunden
lang feierte.
Dabei spielte es fast keine Rolle, dass sich die Begegnung
natürlich nicht zu einem so rauschenden Fußballfest
entwickelte wie vor einer Woche in Kazan. Zum einen hatte
sich Perm viel besser auf das Duisburger Offensivspiel
eingestellt und war sichtlich um Wiedergutmachung für die
extrem schwache Vorstellung im Hinspiel bemüht. Zum anderen
gab es letztlich keinen Zweifel daran, dass die Löwinnen
sich diesen ersten Titelgewinn auf europäischer Ebene nicht
mehr nehmen lassen würden. Diese Gewissheit und
offensichtlich auch der Respekt vor dieser Rekordkulisse
ließen die Duisburgerinnen deutlich verkrampfter spielen als
gewohnt.
Trotzdem entwickelte sich ein interessanter Schlagabtausch,
bei dem stets zu erkennen war, dass die Gastgeberinnen
unbedingt gewinnen wollten. In Führung gingen dann aber doch
die Gäste aus der Duisburger Partnerstadt. Als sich die
Torjägerin Darina Apanaschenko sehr geschickt gegen Anne van
Bonn und Sonja Fuss durchsetzte und Kathrin Längert dann
keine Chance ließ (25.).
La Ola und Guggenmusik
Die la-Ola-Wellen ebbten nun kurze Zeit ein wenig ab, die
stimmungsvolle Guggenmusik wurde etwas leiser, doch als
Annike Krahn Sekunden vor dem Pausenpfiff den Ball energisch
über die Linie
stocherte, war das endgültig der Startschuß für eine prima
Endlos-Party an diesem herrlichen Frühlingsabend. Vor dem
Tor, das die an diesem Tage beste Duisburger Spielerin
erzielte, hatte Torfrau Baranowa einen kernigen Schuß von
Simone Laudehr nach Kiesel-Freistoß nicht festhalten können.
In der zweiten Hälfte hatten beide Teams noch Torchancen,
doch fehlte jeweils ein wenig Glück oder der letzte Wille,
diesen Siegtreffer auch setzen zu wollen.
„Einmalig, überwältigend, ein Erlebnis für die Ewigkeit,“
jubelte Spielführerin Inka Grings – und gab gleich die
nächste Marschroute vor: „Nun wollen wir am Samstag auch den
DFB-Pokal!“ Bevor sich die Mädels aber von den
hervorragenden Fans zu einer kleinen internen Siegesfeier
verabschiedeten, erfreute die Mannschaft dieses tolle
Publikum noch mit einer sehr sympathischen Geste: „Danke
Fans, Duisburg und MSV“ stand auf einem riesigen Banner, das
die Löwinnen durch die MSV-Arena trugen.
Joachim Bellinghoven, der Aufsichtsratsvorsitzende, packte
selbst mit an und fügt hinterher auch noch ein paar
persönliche Worte hinzu: „Im Namen des FCR 2001 möchte ich
mich bei allen Verantwortlichen, den Mitarbeitern und vor
allem den Fans des MSV Duisburg für die ausgezeichnete
Zusammenarbeit und Unterstützung bedanken.“
Und Vorsitzender Guido Lutz hatte an diesem wunderschönen
Abend nur noch einen Wunsch bei einem letzten Blick ins
proppevolle Stadionrund: „Es wäre wunderschön, wenn ein paar
hundert Fans, die heute zum erstenmal ein
Frauen-Fußballspiel gesehen haben, auch den Weg zu unseren
Bundesligaspielen ins Homberger PCC-Stadion finden würden.
In der Tat: schön wär’s!
Glückwünsche vom Sportminister
Und vielleicht findet sogar NRW-Innenminister Ingo Wolf
einmal den Weg ins Rheinvorland findet; denn er hat noch am
Abend ein Glückwunsch-Telegramm aus Berlin geschickt, wo der
Spitzenpolitiker wegen der Bundespräsidentenwahl natürlich
unabkömmlich war: „Ich bin sehr stolz, dass es Ihrer
Mannschaft gelungen ist, den mittlerweile traditionsreichen
Pokal erstmals nach NRW zu holen. Gerne werde ich bei
passender Gelegenheit demnächst einmal vorbeischauen, um
Ihnen persönlich zu gratulieren.“ Der FCR sei ein würdiger
Vertreter des Sportlandes NRW, fährt der Minister fort – und
schließt mit einem Wunsch, dem sich die ganze
FCR-Fangemeinde nur anschließen kann: „Für die herausragende
Saison möchte ich mich schon jetzt ganz herzlich bedanken –
verbunden mit der Hoffnung, dass Sie am kommenden Wochenende
mit dem nationalen Pokal einen weiteren Titel erringen
werden.“
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DUISBURG, 22. Mai 2009, MSV-Arena -
Es sind nur noch wenige Stunden bis zum Anstoß des
UEFA-CUP-Finalrückspiels um 19:30 Uhr in der MSV-Arena.
Mit
über 25.000 Zuschauern, Sonnenschein und dem 6:0
Erfolg im Hinspiel sind alle Voraussetzungen für ein großes
Fußballfest gegeben.
Diesen Pokal möchte und sollte
der FCR nach dem Spiel mitnehmen können. Er wird zum letzten
Mal vergeben, da die UEFA den Modus ab der nächsten Saison
geändert hat. Behalten darf der FCR, wenn er den Pokal
gewinnt, dann leider trotzdem nicht. Er wird seinen Platz im
Museum der UEFA einnehmen. |
Um 17:30 Uhr traf Oberbürgermeister Sauerland mit dem
Oberbürgermeister der Partnerstadt Perm, Igor Shubin, in der
Arena ein. Bei diesem Anlass durfte auch das Goldene Buch
der Stadt Duisburg nicht fehlen. (Foto unten)
(v.l.: Martina Voss, Igor Shubin, Adolf Sauerland)
Kurz vor dem Spiel spielte OB Sauerland noch mal eine Rolle.
Bei der Vorstellung der beiden Oberbürgermeister erntete OB
Sauerland Pfiffe, während sein Kollege aus Perm, Igor Shubin,
mit Applaus empfangen wurde.
(Männerriege beim Frauenfußball - v.l.: Erich Staake - Hafen
AG, Werner Tomalak - Spk. Duisburg, Rainer Zimmermann -
FCR-Medienchef, Guido Lutz - FCR Vorsitzender, Igor Shubin -
Oberbürgermeister aus Perm, Adolf Sauerland - Duisburger
Oberbürgermeister und Walter Hellmich - MSV Präsident)
Die spannendste Frage kurz vor dem Anpfiff ist die der Zuschauerzahl.
Die letzte Meldung, kurz nach 18 Uhr, wartete mit über
25.000 verkaufter Karten auf. Der gültige europäische
Vereinsrekord steht bei 27.640 Zuschauer, aufgestellt im
letztjährigen UEFA-CUP-Finale in Frankfurt.
Anpfiff zur ersten Halbzeit
Der FCR hat Anstoß und spielt von rechts nach links.
Die Duisburgerinnen spielen in roten, die Russinnen in
neon-gelben Trikots.
Das Spiel beginnt verhalten. Die Zuschauer feiern sich
selber, die erste La-Ola-Welle brandet durch die
Arena.
9. Minute - Bajramaj setzt sich am
linken Flügel gleich gegen drei Russinnen durch, die Flanke
geht aber ins Leere.
10. Minute - nach langem Pass kommt Apanashchenko einen
Schritt gegen die Duisburger Torhüterin Längert zu spät.
Im Gegenzug klärt die russische Torhüterin an der
Strafraumgrenze gegen Laudehr.
Die Zuschauer gehen mit. Die Stimmung in der Arena hat
mindestens Bundesliganiveau.
15. Minute - nach Pass von Grings schießt Bajramaj aus 13
Meter, doch die Torhüterin klärt zur Ecke, die nicht für
Gefahr sorgt.
Das Spiel, insbesondere das der Duisburgerinnen, nimmt Fahrt
auf.
26. Minute - Tor für Perm. Einen Konter schließt Apanashchenko,
nach dem sie zwei Abwehrspielerinnen mit einem Heber
ausgespielt hatte, aus 11 Meter zum 0:1 ab. (Foto
unten)
37. Minute - die erste Gelbe Karte bekommt Vasil'eva nach
einem harten Foul an der Mittellinie an Bajramaj.
Der FCR scheint durch das Gegentor geschockt zu sein. Im
Aufbauspiel läuft nicht mehr viel zusammen.
TOR für den FCR! 45.+1 Minute - nach einem Freistoss von
Kiesel-Griffioen von der linken Seite wird der Ball vor die Füße
von Laudehr geköpft, die aus 10 Meter auf das Tor schießt.
Der Ball wird von der Torhüterin noch abgewehrt, aber im
Nachsetzen erzielt Annike Krahn mit der
Rückennummer 13 das 1:1. (Foto unten)
Halbzeit
Die Stimmung in der Arena ist gut, trotz des 1:1. Die
Russinnen präsentieren sich geschlossener als im Hinspiel,
stehen sehr kompakt und haben nur das Ziel, aus dieser
Partie mit einem achtbaren Ergebnis nach Hause zu fahren.
Die Duisburgerinnen wurden durch das Führungstor der
Permerinnen sichtbar aus ihrem Rezept gebracht. Der
Ausgleich in der Nachspielzeit sollte jetzt für Ruhe
sorgen.
Anpfiff zur zweiten Halbzeit
Beide Mannschaften sind unverändert auf dem
Platz.
56. Minute - Maes versucht es aus 17 Meter, der Ball geht
knapp neben den rechten Torwinkel.
57. Minute - Lattentreffer durch Barbashina mit einem
Kopfball. Längert wäre an diesen Ball nicht mehr dran
gekommen.
59. Minute - nach einer langen Flanke unterschätzt Längert
den Ball, der Ball rollt Richtung Tor aber Längert kann im
Nachfassen klären.
Der FCR hat das Spiel wieder im Griff und spielt auf die
Führung. Die Russinnen sind bemüht, das Spiel offen zu
halten, jedoch aus einer kompakten Abwehr heraus.
Nach 67 Minuten feiern die Zuschauer den FCR mit "Oh
wie ist das schön".
Laudehr verlässt in 69. Minute unter Applaus das Spielfeld.
Für sie kommt Turid Knaak.
71. Minute - Knaak scheitert nach einem Solo an der
russischen Torhüterin.
Nur eine Minute später bringt Oster eine Flanke von rechts
gefährlich in den Strafraum, doch die Abwehr kann klären.
Der FCR macht Druck, will das zweite Tor.
75. Minute - Doppelchance für den FCR. Erst scheitert
Grings nach Zuspiel von Oster aus 9 Meter an der
Torhüterin, dann köpft Grings nach Flanke von Oster aus 8
Meter über das Tor.
Letzter Wechsel beim FCR. Christina Bellinghoven, die
Ersatztorhüterin, wird für die Stammtorhüterin Längert
eingewechselt.
86. Minute - Bellingshoven erster Einsatz. Einen harte
geschossenen Freistoß aus 28 Meter hält sie sicher.
Schlusspfiff
Der FCR holt den UEFA-CUP-Pokal nach Duisburg!
Und das mit einem neuen europäischen Zuschauerrekord.
Die Marke wurde um 472 Zuschauer auf 28.112 geschraubt.
Die Zuschauer in der MSV-Arena feierten schon seit Beginn
des Spiels.
Auf dem Weg zur Siegerehrung gratulierten auch (v.l.)
Bundestrainerin Silvia Neid und Steffi Jones.
Das
Duisburger Publikum erwies sich auch bei der Siegerehrung
als sehr fair. Als die Spielerinnen aus Perm durch das
Spalier der FCR-Spielerinnen zum Empfang der Medaillen
gingen, gab es von den Zuschauern "Standing Ovation".
Noch lauter wurde der Beifall dann bei der Siegerehrung der
FCR-Spielerinnen und der Übergabe des Pokals.
So sehen Siegerinnen aus:
Stimmen zum Spiel
Stanislav Kharitonov:
"Das ist eine ganz tolle Atmosphäre
hier. Über 28.000 Zuschauer hätte ich nie erwartet. Das
ist für uns unmöglich. Das, was wir heute im Stadion erlebt
haben, das war einfach toll. Beide Mannschaften haben
heute ein gutes Spiel gezeigt. Im Gegensatz zum letzten
Spiel bin ich heute zufrieden, was unsere Mannschaft gezeigt
hat. Für mich bleibt es ein Rätsel. Wie kann man 28.000
Leute in ein Stadion kriegen? Das möchte ich gerne wissen
und als Erfahrung mitnehmen."
Martina Voss:
"Es ist so gekommen, wie wir es erwartet haben.
Mein
Respekt und mein Dank geht an Perm, die heute
gezeigt haben, dass sie ein würdiger Endspielgegner
sind. Es wurde ja schon ein bisschen geunkt, von
daher bin ich froh, dass Perm heute gezeigt hat,
dass in ihren Reihen individuell sehr starke
Spielerinnen stehen. Sie wollten uns heute auch
manchmal weh tun. Wir wollten das Spiel heute
gewinnen. Wir wollen immer gewinnen. Das ist uns in
der Endkonsequenz nicht gelungen, weil sich der
Gegner auch dagegen gewehrt hat. Es war heute
ein sensationelles Gefühl, vor so einer Kulisse
spielen zu dürfen. Die Duisburger haben heute
gezeigt, dass sie zusammen stehen, dass Duisburg
eine Sportstadt ist. Sie haben gezeigt, dass sie
uns ernst nehmen. Das war für mich persönlich das
Wichtigste, nicht das Ergebnis. Ich freue mich
jetzt einfach nur und genieße den ersten gemeinsamen
Titel mit meiner Mannschaft." |
Inka Grings: "Ich kann es wirklich
schlecht beschreiben.
Es
ist so gigantisch, eine solche Bestätigung zu
bekommen. Es war sicherlich ein einmaliges
Erlebnis, ich glaube sogar sagen zu können,
dass ist noch schöner als Berlin. Von
daher werden wir dieses Highlight einfach noch
genießen, irgendwann mal abschalten und es
wahrscheinlich in ein, zwei Tagen erst
realisieren."
Über 28.000 Zuschauer sind
auch eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff
noch da gewesen. Inka Grings:
"Unglaublich. Ich bin überwältigt. Wir als
Mannschaft, wir haben nie damit gerechnet als man
uns sagte, wie viele Karten verkauft worden
sind. Wir haben immer noch gezweifelt. Es ist
eine Bestätigung für uns, für den Frauenfußball,
für den FCR. Wir sind wahnsinnig stolz darauf,
vor so einer Kulisse spielen zu dürfen, diese
Atmosphäre genießen zu können. Ich kann das
nicht beschreiben, das muss man erleben."
|
Martina Voss, wie können Sie ihre Mannschaft jetzt
noch für das DFB-Pokal-Finale in Berlin am nächsten Samstag
motivieren? Martina Voss:
"Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Das macht das
Spiel in Berlin einfacher für uns. Wir haben uns vor der
Saison das Ziel gesetzt, einen Titel zu holen. Wir haben
jetzt den Titel geholt, womit wir am Wenigsten gerechnet
haben. Und wir fahren jetzt nach Berlin und werden den
zweiten Titel nicht her schenken. Diese Mannschaft ist
so ehrgeizig, hat so viel Charakter, dass sie den zweiten
Titel auch gewinnen möchte. Ich habe mit dieser
Mannschaft keine Motivationsprobleme und ich glaube, dass
hat man auch bis zur 92. Minute gesehen.
Jochem Knörzer
Längert - Fuss,
Krahn, van Bonn, Kiesel-Griffioen,
Popp, Maes, Hegering, Laudehr, Bajramaj, Grings
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Baranova
– Korovushkina,Vasil'eva,
Tsybutovich, Apanashchenko,
Barbashina, Sergaeva, Savchenkova,
Dyatel,
Lyshafayi,
Zinchenko
|
Tor |
Min |
Torschützin |
Assistentin |
Eingewechselt |
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0:1 |
26. |
Apanashchenko |
|
FCR |
41. Hegering |
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1:1 |
45.+1 |
Krahn |
Laudehr |
50. Oster für Kiesel-Griffioen |
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69. Knaak für Laudehr |
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77. Bellinghoven für Längert |
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Perm |
37. Vasil'eva |
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61. Souslova für Vasil'eva |
45.+1 Sergaeva |
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82. Diatchkova für Korovushkina |
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SR:
Jenny Palmqvist (SWE)
Assistentinnen:
Helen Caro (SWE) und Anna Nyström (SWE) - Eva Oedlund (SWE)
Zuschauer:
28.112 - neuer europäischer Vereinsrekord!
Hinspiel |
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