Einst und heute - Neudorf, ein Stadtteil mit Charme bietet:
Universität - Hauptbahnhof(Ost)  - Polizeikaserne -Stadtwald - Sportpark mit 60ha Wasserfläche - Versuchsanstalt der Binnenschifffahrt
Bundesligafußball-Spielbetrieb - MSV-Arena - Sportschule - Sitz LSB und LVN -  Leichtathletikstadion UCI-Kino Teddybärenfabrik
Einst und heute
Versuchsanstalt für Binnenschiffahrt
 

Von der Versuchsanstalt für Binnenschiffbau zum Entwicklungszentrum 

 Es war der 10. Juni 1954, als in Duisburg die Versuchsanstalt für Binnenschiffbau e. V. (VBD) ihren Betrieb aufgenommen hat. Im Frühsommer dieses Jahres konnte deshalb mit einer Festveranstaltung und einem gemeinsam mit der Universität Duisburg - Essen veranstalteten Kolloquium zum Thema "Vom Modell zum Schiff" das 50-jährige Jubiläum gefeiert werden.

Die Gründung der VBD in Duisburg geht zurück auf die Initiative der regionalen Wirtschaft. Die deutsche Binnenflotte war durch die Ereignisse des zweiten Weltkriegs weitestgehend zerstört worden. Dass der Kontrollausschuss der Alliierten seinerzeit den Bau von See- schiffen in Deutschland untersagt hatte, begünstigte die Errichtung einer Versuchsanstalt für Binnenschiffbau.

Hinzu kam, dass sich die Forschung bis dahin weitgehend auf den Seeschiffbau konzentriert hatte, so dass systematische Grundlagen für den Bau von Binnenschiffen nicht vorlagen. Die Voraussetzungen waren also günstig, eine solche Einrichtung in Duisburg zu etablieren. Die Spezialisierung auf Fragen der Flusswasseranforderungen kann als wesentliches Markenzeichen der VBD angesehen werden und begründet bis heute ihre weltweite Sonderstellung unter den Schiffbau - Versuchsanstalten.

Vor allem aber verfügt die VBD aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung über ein umfassendes Spezialwissen und einen umfangreichen Datenbestand, was sich bei der Bearbeitung spezieller Flusswasser bezogenen Aufgaben als unverzichtbar erweist. Eine solche Spezialisierung, die mit einer entsprechenden Auslegung der Versuchseinrichtungen einhergeht, betrifft aber nicht nur Fragen des Binnenschiffbaus.

 

Während das Vordringen numerischer Methoden im Bereich der Schiffshydrodynamik als allgemeiner Trend anzusehen ist, hat die VBD mit der Erweiterung ihres Arbeitsgebietes um die Bereiche Transporttechnik und Transportökonomie einen eigenen Weg beschritten. Dieser Weg steht in engem Zusammenhang mit den Strukturwandlungen, die seit Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts das Aufkommen im Güterverkehr verändern. Dieser so genannte Güterstruktureffekt führt zu einem Rückgang des Anteils der Massengüter zugunsten des Stückgutverkehrs, Um auch diesen Verkehr für die Wasserstraße zu gewinnen, ist eine Integration der Binnen- und Küstenschifffahrt in Transportketten erforderlich.

 

 Die VBD hat sich diesen Veränderungen am Verkehrsmarkt gestellt und seit Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts die Gründung eines Schwesterinstituts, des Europäischen Entwicklungszentrums für die Binnenschifffahrt (EBD), vorangetrieben, um den Kunden umfassende Untersuchungen anbieten zu können. 1992 hat dieses Institut den Betrieb aufgenommen, 1998 erfolgte die Fusion unter dem Dach der VBD, womit die Bearbeitung transporttechnischer und transportwirtschaftlicher Problemstellungen als weiteres Markenzeichen hinzugekommen ist.

Um diese Erweiterung des Aufgabenfeldes auch nach außen sichtbar zu machen, wurde der Name seither durch den Zusatz "Europäisches Entwicklungszentrum für Binnen- und Küstenschifffahrt" ergänzt. Ähnlich wie im Seeschiffbau ist auch in der Binnenschifffahrt ein Trend zu verzeichnen, nämlich der Trend zu größeren Schiffseinheiten. Dieser Trend führt in der Binnenschifffahrt zu besonderen Herausforderungen, die über die eigentlichen Optimierungsaufgaben bei der Schiffsentwicklung hinausgehen und zusätzliche, teilweise sehr komplexe Aspekte betreffen. Denn nur dann, wenn größere und teilweise auch schnellere Schiffseinheiten die notwendige Verkehrssicherheit gewährleisten und keine Beschädigungen an Ufer und Sohle hervorrufen, kann mit einer Zulassung gerechnet werden.

 

 Die VBD hat diese Entwicklungen von Anfang an begleitet und mit ihren Forschungsaktivitäten dazu beigetragen, dass zunehmend größere Schiffseinheiten zugelassen werden konnten. Eine zweite wichtige Entwicklungslinie umfasst die permanente Verbesserung des Leistungs-Geschwindigkeits-Verhältnisses. Vor allem geht es hierbei um eine Senkung des spezifischen Brennstoffverbrauchs je Ladungseinheit, um die Wettbewerbsposition der Binnenschifffahrt zu stärken und die Umweltbelastungen weiter zu reduzieren. Durch verschiedene Verbesserungen konnte der spezifische Brennstoffverbrauch bei Neubauten in den vergangenen 50 Jahren mehr als halbiert werden.

Nicht zuletzt aufgrund der zu erwartenden Entwicklung der Rohölpreise sind auch hier weitere Anstrengungen für die Zukunft erforderlich. Demgegenüber sind der Realisierung höherer Geschwindigkeiten aufgrund des überproportional ansteigenden Brennstoffverbrauchs Grenzen gesetzt. Die Prüfung und gegebenenfalls Optimierung neuer Schiffe zählt zu den Standardaufgaben jeder Versuchsanstalt. Schon früh wurden in der VBD grundlegende Untersuchungen zur Einführung der Schubschifffahrt durchgeführt, die später auf Koppelverbände ausgedehnt wurden. Weitere wechselnde Arbeitsschwerpunkte betrafen unter anderem Fahrgastschiffe, RoRo-Schiffe sowie Schiffe für den durchgehenden Fluss-See-Verkehr.

 Neben konventionellen Fahrzeugen wurden aber auch Luftkissenfahrzeuge, Katamarane, Semikatamarane bis hin zu, Bodeneffektfahrzeugen in der VBD untersucht. Die Bedeutung schiffstechnischer Entwicklungen resultiert heute nicht mehr in erster Linie aus einer Stärkung der heimischen Schiffbauindustrie, sondern aus einer Stärkung der Verkehrsträger Binnen- und Küstenschifffahrt, die entscheidend zum Funktionieren des gesamten Verkehrssystems beitragen.

Um diesen Beitrag auch zukünftig erbringen zu können, bedarf es sowohl einer ständigen Weiterentwicklung und Modernisierung der Flotte als auch geeigneter Transportkonzepte, um auch langfristig im Wettbewerb mit den konkurrierenden Verkehrsträgern zu bestehen und so zur Entlastung von Straße und Schiene beizutragen.

Grundlage hierfür ist eine kontinuierliche Forschung und Entwicklung, die sich an den Erfordernissen des Marktes orientiert und den Bedarf von morgen antizipiert, um rechtzeitig entsprechende Vorhaben auf den Weg zu bringen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die benötigten Erkenntnisse dann vorliegen, wenn sie vom Markt verlangt werden. 50 Jahre erfolgreicher Forschungs- und Entwicklungstätigkeit sind Beleg dafür, dass die VBO zu einer solchen marktorientierten und vorausschauenden Forschung in der Lage ist und - nicht zuletzt dank ihrer engen Verbindung zur Praxis- zukunftsrelevante Aufgaben frühzeitig zu erkennen vermag.

Die Wandlungen, die die VBO von einer reinen Schiffbau-Versuchsanstalt hin zu einem breit aufgestellten Entwicklungszentrum durchlaufen hat, waren der Anlass, sich nach 50 Jahren von dem traditionsreichen Namen Versuchsanstalt für Binnenschiffbau e. V. Duisburg zu trennen und zukünftig unter der Bezeichnung Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e.V. Duisburg (DST) zu firmieren.
Quelle: Von der Versuchsanstalt zum Entwicklungszentrum, 50 Jahre VBE, Engelkamp, Paul