Die nächste Exkursion mit Daniela Scharf
findet am 26.08.2017, allerdings auf der
rechten Rheinseite, statt. Treffpunkt ist der Bahnhof
Wanheimerort, 14 Uhr, es geht Richtung Kulturhafen und in
den Rheinpark. Dauer zwei Stunden.
Duisburg,
05. August 2017 - Bis 1988 ist im jetzigen Asterlager Gewerbepark noch Schlacke des Rheinhauser
Krupp-Werkes abgekippt worden. Damals noch, um ein Baggerloch zu verfüllen, das
bis in die 1950er-Jahre dort existierte. Inzwischen hat sich auf der eigentlich
nährstoffarmen Fläche ein Biotop entlang der Dr.-Alfred-Herrhausen-Allee
hinter der Sportklinik gebildet.
Bei einer Exkursion der VHS zeigte
Diplom-Biologin Daniela Scharf (Mitte) den Artenreichtum dieser sogenannten "ruderalen"
Pflanzen, die ohne viel Nährstoffe auskommen. Ausgerüstet mit Kameras und
Handbüchern streifen 30 Teilnehmer mit ihr über die große Fläche, auf der sich
2018 eine chinesische Logistik-Firma ansiedeln will.
"Ich würde dieses Gebiet, in die Route der Industriekultur mit aufnehmen", sagt
Diplom Biologin Daniela Scharf bestimmt. Ist dieses eigenwillige Biotop ja
auch irgendwie ihr "Arbeitsplatz", den sie seit 1992 kennt. Schon am Wegesrand
weht das gelbe Tausendgüldenkraut, daneben wachsen ein paar Büschel
Johanniskraut.
"Früher wurde es als Heilmittel gegen Prellungen und Depressionen
verwendet", sagt die Expertin. Damals, als die Medizin noch viel mit
Kräuterhexerei zu tun hatte. Die Teilnehmer zerbröseln die Blüten und merken,
wie sich eine rote Flüssigkeit bildet. Unweit davon wächst ein vereinzelter
Nussbaum.
"Dessen Samen hat wohl der Eichelhäher hierhin verbracht", vermutet
Daniela Scharf. Ein paar Meter weiter erstreckt sich eine Hecke der Kroatzbeere
mit ihren weißen Blüten, die ihre dunkelroten Früchte bei strahlendem
Sonnenschein entwickelt. "Sie wissen, mit den Beeren können Sie feinen
Aufgesetzten herstellen", lacht Daniela Scharf. "Ja, aber wo kriegen wir jetzt
den Korn her!", mahnt Paul Bobbert, der schon bei dem letzten biologischen
Ausflug der VHS im Volkspark dabei war.
Weiter geht es zu einer
scheinbar bemoosten Fläche, auf der sich die weiße Fetthenne quasi als nur
zentimeterhoher "Bodendecker" angesiedelt hat. "Sie sehen, diese Art ist ganz
anders als die bekannte Fetthenne aus ihrem Garten", erklärt Daniela Scharf.
Zustimmendes Nicken der etwa 30 Teilnehmer, die sich teilweise kleine Proben für
sich nach Hause mitnehmen. Kurz dahinter liegen noch unbewachsene, schwarze
Schlackesteine.
"Fühlen Sie mal, wie warm die noch sind!", fordert die Leiterin.
Und tatsächlich, man könnte meinen, die Schlacke wäre erst kürzlich abgekippt
worden, solche Eigenwärme strahlen die Gesteine noch ab. Die Exkursionsleiterin
führt die Gruppe in die Mitte der Fläche zu einer selteneren Pflanze, den
Natternköpfen mit ihren strahlend blauen Blüten. Zufälligerweise gesellen sich
gerade kleine Schmetterlinge, sogenannte Bläulinge, zu der Pflanzengruppe und
zeigen ein Bild monochromer Schönheit in der Natur.
Die Teilnehmer
entdecken ein höhergelegenes Karnickelklo, mit kleinen braunen Häufchen. "Die
Tiere können von dieser Anhöhe ruhig verdauen, da sie die Fläche hinsichtlich
ihrer Feinde gut überblicken können", weiß Daniela Scharf. Im Schnelldurchgang
erklärt die Biologin, wie die Fläche kultiviert wurde. "Erst kamen die Algen,
dann die Flechten, dann die Moose", erklärt sie. Über Vögel verbreiteten sich
Samen anderer Pflanzenarten, ein kleiner Birkenhain erinnert an die
Pionierarbeit, die der Baum gemeinhin leistet. Oder sie entstammen einer
Samenmischung, die man in Supermärkten kaufen kann. Die Gruppe entdeckt nämlich
eine rosarote Nelkenart, die vereinzelt auftauchend nicht in das Gesamtbild der
Arten passt. "Diese kann nur aus der kaufbaren Tüte stammen", weiß Daniela
Scharf. Unweit davon Goldkrallenmoos wächst. "Die Farbe hat es, weil es im Mai
und April golden schimmert", sagt sie.
Teilnehmerin Helga Terschueren
erinnert sich, wie es in den 1950er-Jahren in dem Gebiet ausgesehen hat. "Mehr
Richtung Winkelhausen rein stand noch lange eine evangelische Kirche. Und da wo
sich jetzt der Teich an der Essenberger Straße befindet, war in den
1950er-Jahren ein Wohnheim für junge Bergarbeiter, die bei der Zeche Diergardt
beschäftigt waren", sagt sie. Zurück geht es vorbei an einem großen Busch
des Sommerflieders, dessen Stecklinge in die Erde gesetzt bei Teilnehmer Dieter
Gastorf schon nach wenigen Wochen starke neue Triebe gebildet haben. "Ich war
überrascht, dass er so viele neue Blüten hatte", so Gastorf. Und für alle
Teilnehmer war es ein spannender Ausflug in ein Gebiet, das zwangsläufig
verschwinden würde - wenn die chinesische Firma kommt....
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