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Termine 2011

Duisburg 2011







 
R - Z

Raumausstatter

Wer hinter schwedischen Gardinen sitzt, befindet sich im Kittchen. "Meine Gardinen sind schon aus normalem Stoff," betont Edmund Koch, Obermeister der Raumausstatter - Innung Rhein - Ruhr und Inhaber eines eigenen Ladens im nördlichen Duisburger Stadtteil Marxloh.
Raumausstatter tapezieren, verlegen Fußböden, befestigen Fensterdekorationen, Bauen Jalousien ein oder reparieren Polstermöbel. Wer genauere Informationen sucht, sei an dieser Stelle an die Literatur der Bundesagentur für Arbeit (insbesondere BerufeNet) und die Internetenzyklopädie Wikipedie verwiesen. "Wikipedia ist an zwei Stellen ungenau. Den Meisterkurs kann man erst nach 4 Jahren als Geselle beginnen. Und die Akademie für Gestaltung liegt in Raesfeld," berichtet Koch.
"Wir sind ein Handwerk," betont Koch. "Die Beratung steht bei uns nicht so sehr im Vordergrund, wie viele Jugendliche meinen. Wir sind keine Innenarchitekten." Wer lernwillig, sauber, ordentlich und pünktlich sei und handwerkliches Geschick, ein freundliches Auftreten sowie Benehmen besitze, sei für den Beruf geeignet. Um festzustellen, ob man sich für den Beruf des Raumausstatters eigne, sei schon ein Betriebspraktikum sinnvoll. "Warum nicht in den Schulferien ein solches Praktikum machen? Als Betrieb sehe ich, ob ein Jugendlicher Geschick besitzt oder nicht. Und als Jugendlicher verdiene ich vielleicht sogar etwas Geld. Hier sind allerdings auch Eltern und Lehrer gefordert. Sie müssen den Wert von Arbeit vermitteln.
Leistungen wie "Ausbildungs begleitende Hilfen" (sprich: vom Arbeitsamt finanzierte Nachhilfe) kommt seiner Ansicht nach zu kurz. "Ich brauche mich bei einem Baum auch nicht um die Blätter kümmern, wenn das Wurzelwerk krank ist," drückt es Koch bildlich aus.
Der Innungsbezirk umfasst Duisburg, Oberhausen und Mülheim. 48 Betriebe gehören der Innung an, was einem Organisationsgrad von 50 - 60 Prozent entspricht. Neben den materiellen Vorteilen ("Wenn ich die kostenlosen Dienstleistungen der Innung nutze, mache ich auf jeden Fall Gewinn!"), ist Koch der Austausch mit Kollegen, das Gemeinschaftsgefühlt und die gegenseitige Hilfe wichtig. "Die Mitgliedschaft in der Innung ist zwar freiwillig; das Kostenargument zieht aber für mich nicht," betont Koch. "Sind günstige Versicherungen und Hilfe bei Ausbildungsfragen etwa nichts?"
Schaut man sich die Raumausstatterbetriebe an, gibt es viele mittelständische Familienbetriebe. "Der Trend geht zum Generalunternehmer, der sich mit Elektrikern, Glasern, Malern und Lackierern arrangiert, wenn es darum geht, einen größeren Auftrag durchzuführen. Es kann nicht jeder alles können. Die Sachkenntnis ist schon wichtig."
"Man soll sich früh genug um einen Nachfolger kümmern," gibt Koch älteren Betriebsinhabern mit auf den Weg. "Am besten ist es, man beginnt 5 bis 10 Jahre vor dem Ende der Berufstätigkeit damit. Der Nachfolger soll eingearbeitet werden. Die Kunden sollen ihn kennenlernen und Vertrauensverhältnis aufbauen. Kommt der Generationswechsel zu plötzlich, laufen dem neuen Betriebsinhaber die Stammkunden weg." Über modische Trends in der Raumausstattung unterhalte ich mich nicht mit Herrn Koch. Wer die wissen möchte, sollte schon selbst den Raumausstatter seines Vertrauens fragen.
 

Schriftsteller

Wer eine spitze Zunge hat, der macht gelegentlich Bemerkungen, die verletzen. Wer eine spitze Feder hat, der bringt Sachverhalte überspitzt auf den Punkt. "Ich möchte meine Leser lediglich unterhalten," berichtet Andreas Rüdig, seines Zeichens Hobby-Autor.
"Schriftsteller sind Personen, die das Verfassen insbesondere von literarischen Texten als einen beruflichen Schwerpunkt setzen. Wegen Definitionsproblemen wird diese rechtlich nicht geschützte Berufsbezeichnung wegen ihres gattungs- und genreübergreifenden Charakters zuweilen sogar in einen Gegensatz zur Bezeichnung Autor gebracht.

Der Begriff

Der Begriff Schriftsteller wurde im 17. Jahrhundert aus ?(in) eine Schrift stellen im Sinne von ?verfassen gebildet und ersetzt seitdem als Berufsbezeichnung die Fremdwörter Skribent und Autor. Nach den Gebrüdern Grimm leitet sich Schriftsteller noch 1616 von einem Concipienten ab, der für andere rechtliche Schreiben aufsetzt, und die Anwendung des Wortes Schriftsteller für einen, der berufsmäßig eine literarische thätigkeit ausübt, wird erstmals 1723 belegt. Sie zitieren u.a. auch noch Immanuel Kant, für den einer, der zum Publikum im eigenen Namen spricht, Schriftsteller bzw. Autor genannt wird sowie Friedrich Schiller, für den der Begriff Schriftsteller den des Schöngeists ablöste, während Joachim Heinrich Campe Schriftstellerei und schriftstellern als ?niedrige, aber deswegen noch nicht verwerfliche Wörter ansah.

Definitionsprobleme Schriftsteller Autor

Wiewohl sich die eine von der anderen ableitet, wird zuweilen zwischen den Bezeichnungen Schriftsteller und Autor unterschieden. Autor ist jeder, der einen Text gleich welcher Art in welchem Medium auch immer veröffentlicht und dafür Urheberrechte geltend machen kann. Die rechtlich ungeschützte Bezeichnung Schriftsteller sucht hier eine Abgrenzung, die jedoch nach derzeitigem Sprachgebrauch alles andere als eindeutig ist - sie hängt von dem jeweiligen Umfeld ab, in dem diese Bezeichnung genutzt oder sogar eingefordert wird. So ist nicht zuletzt zwischen dem Selbstverständnis unter Autoren und der Bezeichnung durch andere zu unterscheiden.

Selbstverständnis unter Autoren

Autoren, die darauf gesonderten Wert legen, als Schriftsteller bezeichnet zu werden, verbinden dies nicht selten mit einem Leistungsnachweis, der sich nach der Anzahl ihrer nicht im Selbst- oder Zuschussverlag veröffentlichten Bücher, der Höhe der jeweils verkauften Auflagen und der etwaig kritischen Aufnahme durch die Rezensenten bemisst. Unterstrichen wird dies auch noch durch die Option, seinen Lebensunterhalt ausschließlich durch Buchveröffentlichungen zu bestreiten. Dies wird zuweilen auch mit der Selbstbezeichnung Freier Schriftsteller kenntlich gemacht - obgleich, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, auch sie nur selten allein von den aus Buchveröffentlichungen erwirtschafteten Tantiemen leben können, sondern sich und ihre weitere Arbeit an den Manuskripten durch Lesungen, Vorträge, Anträge für Stipendien und andere immerhin Literatur nahe Arbeiten finanzieren müssen. (?Frei meint hier aber auch, als Autor nicht an einen Verlag gebunden zu sein da dies für die künstlerische Freiheit sehr bedeutsam, für den Lebensunterhalt aber auch von Nachteil sein kann, ist daraus nicht mehr als eine Zustandsbeschreibung abzulesen.) Angesichts des Gefälles zwischen dem hohem Anspruch und der Lebenswirklichkeit dürften sich in Deutschland bestenfalls hundert von mehreren tausend in Schriftstellerverbänden organisierten Autoren als Schriftsteller bezeichnen.

Obschon ein Schriftstellerverband wie der gewerkschaftliche Verband deutscher Schriftsteller Autoren (und Übersetzer!) aller Gattungen und Genres versammelt und sich im DGB daneben lediglich der Journalistenverband dju als eigenständige Organisation etabliert hat, wird mit der Bezeichnung Schriftsteller auch noch zuweilen eine ?ehrenvoll gemeinte Einschränkung auf Autoren der Belletristik verbunden. (Lyriker dagegen nennen sich Dichter, was dann wiederum als eine sich vom Schriftsteller abhebende ?Ehrenbezeichnung gemeint ist.) Nach dieser Lesart wäre aber selbst eine Kinderbuch- und Fantasyautorin wie Joanne K. Rowling keine Schriftstellerin, da Kinderbuch- und Genreliteratur zwar Prosa aber im engeren Sinne keine Belletristik darstellt - von Sachbüchern ganz zu schweigen.

Es ist jedoch zu beobachten, dass Autoren der jüngeren Generation zu diesem Begriff ein unverkrampfteres Verhältnis haben und als Verfasser von Texten gleich welcher Art schlicht von ihrer Schriftstellerei leben wollen können. Zudem sind nur noch die wenigsten Autoren bzw. Schriftsteller Puristen, was ihr Thema oder die Gattung angeht, sondern sie versuchen ihr Auskommen durch ein Crossover in verschiedenen Genres und Medien zu sichern. So gibt es nicht wenige Romanautoren, die Gedichte und Kinderbücher, aber auch Theaterstücke und Drehbücher zu Filmen verfasst haben.

Bezeichnung durch andere

Je nach Umfang im Umgang mit Literatur gilt für die Öffentlichkeit im Allgemeinen jeder als Schriftsteller, der ein Buch gleich welcher Art veröffentlicht hat. Schriftsteller wird hierbei vermutlich schlicht von Schriftenhersteller abgeleitet, was etymologisch zwar falsch ist, der umfassenden Zuordnung nach aber dem etymologischen Ursprung als Ersatz des Fremdwortes Autor näher kommt als eine wie auch immer geartete wertende Unterscheidung zwischen diesen beiden Bezeichnungen.

Bei den Rezensenten des Feuilletons wird ebenfalls kaum noch eine wertend gemeinte Unterscheidung zwischen Autor und Schriftsteller getroffen. Trotzdem wird die Bezeichnung als Schriftsteller innerhalb einer Rezension von manchen Autoren wie ein Ritterschlag wahrgenommen. Wobei das Ansehen in der Öffentlichkeit vermutlich mit dem Erfolg eines Buches zusammenhängen mag, was in der Regel über die Nennung in den Medien (Rezensionen, Interviews mit dem Autor, biografische Abhandlungen usw.) vermittelt wird. Denn nicht jeder Verkaufserfolg mus das Ansehen steigern, falls er nicht medial bearbeitet wird.

Werdegänge

Während sich z. B. in Japan Schüler traditionell im Haiku-Schreiben üben, wird in den Schulen des deutschen Sprachraums nach wie vor mehr über Literatur geredet als zur eigenen Gestaltung derselben angeregt. Schriftsteller im deutschen Sprachraum sind deshalb nicht selten von sich aus zuerst intensive Leser, um sich dann zumeist als Autodidakten eigene Wege zu suchen, das Schreiben wie auch das Vermarkten von Manuskripten beizubringen.

An der Universität Hildesheim und seit 1995 an der Universität Leipzig (Deutsches Literaturinstitut Leipzig) gibt es aber mittlerweile auch nach US-amerikanischen Vorbild eine schreibhandwerkliche Ausbildung bzw. einen Studiengang zum diplomierten Schriftsteller. Gasthörer können diese Seminare ebenfalls besuchen. Darüber hinaus bieten zahlreiche Schreibwerkstätten, wie z. B. das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen oder die Marburger Sommerakademie, angehenden Autoren interaktives Training oder ein Coaching durch bereits etablierte Schriftsteller an.

Trotz wie auch immer gearteter Vor- und Ausbildung gelingt es nur sehr wenigen Schriftstellern, allein von ihren Publikationen bzw. Buchhonoraren zu leben. Die meisten gehen deshalb noch anderen Tätigkeiten nach - entweder völlig jenseits der Literatur oder in einer immerhin artverwandten Kombination als Übersetzer, Lesereisender oder, wie schon seit längerem in den USA, als Dozent für Creative Writing.

Viele, wenn nicht die meisten Schriftsteller sind in Berufsverbänden, in Deutschland nicht zuletzt in dem gewerkschaftlichen Verband deutscher Schriftsteller organisiert. Diese Berufsverbände verstehen sich vor allem als ?Standesvertretungen ihrer bereits durch eine bestimmte Anzahl nicht selbstverlegter Buchveröffentlichungen ? gerechtfertigten Mitglieder und bieten ihnen u.a. Rechtsschutz und Beratung in Fragen des Urheberrechts," beschreibt die Internetenzyklopädie Wikipedia den Beruf des Schriftstellers.
"Würde ich meine Texte bei einem großen, renommierten Verlag - wie dtv, Bastei Lübbe, Diogenes oder dem graphit - Verlag - anbieten, hätte sie keine Chance, das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken. Dafür sind sie nicht gut genug. Ich bin Hobbyautor; mein beruflicher Schwerpunkt liegt auf dem Journalismus. Da mir der Ehrgeiz fehlt, habe ich mir bei den literarischen Produktionen auch nie richtig Mühe gegeben."
Waren es in den `90er Jahren noch gedruckte Literaturzeitschriften, die Veröffentlichungsmöglichkeiten boten, so brachte in den vergangenen Jahren das Internet neue, ungeahnte Produktionschancen. Hier entstanden viele Literaturzeitschriften, in die kostenfrei Texte eingestellt werden können.
"Diese elektronischen Literaturzeitschriften bringen aber auch diverse Nachteile. Der Autor zahl zwar nichts für die Veröffentlichung seines Textes, erhält im Gegenzug aber auch kein Honorar. Lästig sind aber auch andere Sachen. Hobbyautoren sind Einzelkämpfer. Leute wie ich haben nicht unbedingt Zeit, Lust und Geduld, die Texte anderer Autoren zu lesen, zu korrigieren, zu redigieren und dann auch noch einen klugen Kommentar abzugeben. Oft genug wünsche ich es mir, diese elektronischen Literaturzeitschriften hätten einen hauptberuflichen, bezahlten Redakteur, der dies für mich übernehmen würde."
Dem Wikipedia - Text kann man entnehmen, dass es den Verband deutscher Schriftsteller gibt. "Auch auf die Gefahr hin, etwas misszuverstehen, aber wenn ich den Wikipedia - Text lese, habe ich den Eindruck, dass ich als Hobbyautor dort unerwünscht bin," sagt Rüdig. "Mir fehlt die berufsständische Interessensvertretung der Hobby- und Freizeitautoren."
Was sich auf den ersten Blick als albern anhören mag, macht für Rüdig durchaus Sinn. "Nehmen Sie nur die VG Wort," berichtet Rüdig. "Heute kann man auch für im Internet veröffentlichte Texte Geld von der VG Wort erhalten. Wie das im Detail funktioniert, kann man im Internetauftritt der VG Wort nachlesen. Ich habe es schon erlebt, dass ein Betreiber einer Literaturplattform stinkesauer auf mich war, und das nur, weil ich ihn gebeten hatte, Vorpixel in meine Texte einzubauen. Ich frage mich manchmal, in was für einer Welt die Betreiber von Internet - Literaturplattformen leben. Als Autor habe ich nichts von einer Veröffentlichung dort; ich glaube nicht, dass elektronische Literaturzeitschriften jemals ein Sprungbrett für angehende Stars der Literaturszene sein werden. Es ist wohl eher so, dass die Betreiber von Literaturplattformen einen konkreten Nutzen von uns Autoren haben. Sie erhalten kostenlos (!) jede Menge brauchbarer Texte. Nutzt man die Eitelkeit und Unerfahrenheit der Hobbyautoren geschickt aus, kann man deren Texte nicht nur im Internet, sondern - beispielsweise - auch in gedruckter Form veröffentlichen. Als Hobbyautor ist mein finanzieller und beruflicher Nutzen an dieser Stelle gleich Null."

Auf das Thema Druckkostenzuschussverlage soll hier nicht weiter eingegangen werden. Offensichtlich gibt es noch immer genügend Autoren, die bereit sind, für die Veröffentlichung ihrer Texte und Bücher zu bezahlen. Wie seriös eine solche Vorgehensweise ist, wird jeder Leser sicherlich selbst beurteilen können. Eine berufliche Interessensvertretung der Hobbyautoren macht hier auf jeden Fall Sinn. Arbeit muss sich auch bei Hobbyautoren lohnen. Es kann nicht angehen, dass ein Autor viel Zeit und Geld in die Produktion von Literatur steckt und am Ende keinen Nutzen daraus ziehen kann.
"Ein solcher Autorenverband wäre auch in ganz anderer Hinsicht interessant, nämlich hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmung von Autoren," denkt Rüdig laut nach. "Ein solcher Verband könnte kultur- und gesellschaftspolitisch als Interessensvertreter auftreten, Lehrgänge und Weiterbildungsangebote für Hobbyautoren anbieten und Lobbyarbeit betreiben. Solange Autoren ihre literarische Tätigkeit als Freizeitbeschäftigung ansehen müssen, weil es weder Verdienstmöglichkeiten noch soziale Absicherung, geschweige denn öffentliche Anerkennung gibt, gäbe es auch noch viel zu tun für einen solchen Verband."

Schuhmacher


Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wer diese Aufforderung hört, soll sich auf die Sachen konzentrieren, die er kann und kennt. "Ich habe mich auf die Reparatur von Schuhen spezialisiert," berichtet Harald Willems. Der stellvertretende Obermeister der früheren Duisburger Schuhmacherinnung ist heute "nur noch" Inhaber eines kleinen Ladens im Duisburger Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen.
Der Schuhmacher ist ein Beruf, im dem Schuhe hergestellt und repariert werden. Kundenberatung und (in eingeschränktem Umfang) Verkauf kommen als Tätigkeiten hinzu. Wer weitergehende Informationen sucht, der sei an dieser Stelle auf die Seiten der Agentur für Arbeit (insbesondere BerufeNet) und die Internetenzyklopädie Wikipedia (Suchworte: Schumacher, Orthopädieschuhmacher, Stand: 18.10.2007) verwiesen. "Der Text in Wikipedia beschreibt die Situation in dem Beruf sehr gut," wie Willems betont.
Dass die Ausbildung bei den Schuhmachern zumindest in Duisburg keine Rolle mehr spielt, habe einen handfesten Grund. "Gesellen sind teuer und finden nach der Ausbildung keine Stelle," berichtet Willems. "Wieviele reine Schumacherbetriebe es in Duisburg? Mir schwebt da die Zahl 8 durch den Kopf; ich bin mir aber nicht ganz sicher. In der Innung engagierten sich jedenfalls nur 2. Wir fusionierten Ende 2006 mit der Innung des Mode schaffenden Handwerks. Seitdem bin ich auch nicht mehr Obermeister."
Er habe sich bewusst für einen Reparaturbetrieb und gegen Ergänzungen wie einen Schlüsselschnelldienst entschieden. "Ich möchte das Handwerk erhalten. Ich mag diese Schnell - Schnell - Atmosphäre nicht. Der Verkauf von Schuhen lohnt sich nicht, seit selbst klassische Lebensmittel - Discounter Schuhe anbieten. Die können die Schuhe fast schon unter Preis verkaufen. Da geht es über die Masse. Ich muss ja noch Posten wie Lagerhaltung mit in den Preis einkalkulieren." Es lohne sich auch nicht, maßgeschneiderte Schuhe herzustellen. Mit Preisen um die 200 Euro seien die maßgeschneiderten Schuhe für viele Kunden einfach unerschwinglich.
Manchmal drängt sich hier der Eindruck auf, dass berufsständische Dünkel und starre rechtliche Vorschriften eine Fortentwicklung des Berufs verhindern. Warum gibt es (noch?) eine Trennung zwischen Schumachern und Orthopädieschuhmachern? Dürfen Schuhmacher auch lederne Produkte wie Handschuhe, Portemonnaies, Taschen und Koffer herstellen und vertreiben? Können Schuhmacher auch in dem Bereich der Orthopädiemechanik arbeiten, der sich mit den Beinen beschäftigt? Hier sind die Innungen als berufsständische Organisationen gefordert, ein klares Profil des Berufes herauszuarbeiten und auf eine Verbesserung des wirtschaftlichen Umfeldes hinzuwirken. Für mich als Außenstehenden ist es jedenfalls nicht einsichtig, warum Dienstleistungsangebote wie ein Schlüsseldienst von einem Handwerker wahrgenommen werden, während die Reparatur bequemer, eingelaufener und hübscher Schuhe so teuer ist, dass sich die Reparatur nicht lohnt und man besser neue Schuhe kauft.
Eine private Randnotiz sei hier erlaubt. Peter Neuber heißt der Obermeister der früheren Schuhmacher - Innung. Ihn hatte ich ursprünglich interviewen wollen Leider wurde nichts daraus. Als ich bei ihm im Laden stand, zog er seine Gesprächszusage zurück. Kollegen aus dem Handwerk hätten ihm bei früheren Interviews Ärger bereitet; ob es damit zusammenhängt, dass Neuber eigentlich einen Orthopädieschuhmacherbetrieb führt, kann ich nicht beurteilen. Fade bleibt der Beigeschmack aber trotzdem.

"Ein Schnabelschuh ist ein nach wendegenähter Machart gefertigter Schuh, der mit einer sehr langen Schuhspitze versehen ist. Schnabelschuhe sollen ihre Entstehung (um 1089) dem Grafen Fulko von Anjou oder Angers zu verdanken haben, der wegen seiner deformierten Füße auf diesen Einfall gekommen sein soll und vorn lang zugespitzte Schuhe trug. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie in Europa bei den Polen zuerst in Anwendung kamen, worauf der früheste englische Name, Cracowes (von Krakau), vielleicht hinweist; doch schon zuvor wurden sie im Orient getragen. An den europäischen Schnabelschuhen war allerdings neu, dass die Schuhe eines Paars nicht gleich, sondern für den rechten und den linken Fuß unterschiedlich geschnitten waren.

Sie wurden zuerst im 12. und bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts getragen, kamen dann eine Zeit lang aus der Mode und tauchten im 14. Jahrhundert in Frankreich unter dem Namen Poulaines (Schiffsschnäbel) wieder auf. Sie hatten, auch von den Frauen getragen, bei den vornehmen Ständen bis zu 2 Fuß lange Spitzen, die mit Werg ausgestopft waren. Um damit besser laufen zu können, wurden sie (um 1360) oft mit einer Kette oder Agraffe am Bein befestigt, in Deutschland auch manchmal vorn mit einem Glöckchen versehen. Die Länge der Schnabelschuhe richtete sich oft nach dem Stand des Trägers, worauf die Redensart ?auf großem Fuß leben zurückzuführen ist. Sogar Ritter zu Pferde trugen zeitweilig eiserne (abnehmbare) Spitzen an ihren Schuhen, um modisch gekleidet zu sein.
Im Laufe der Zeit trugen nicht nur die Adligen, sondern alle Schichten Schnabelschuhe, weswegen in manchen Gegenden das Tragen von Schnabelschuhen nur bestimmten Bevölkerungsgruppen erlaubt und eine Maximallänge der Spitzen festgelegt wurde. Trotz aller Reglementierungen hielten sich die Schnabelschuhe bis gegen das Ende des 15. Jahrhunderts, wo an ihre Stelle die Entenschnäbel und später die ganz stumpfen Bärenklauen oder Ochsenmäuler traten.
Zu den Schnabelschuhen kamen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert bei beiden Geschlechtern besondere Unterschuhe oder Trippen, die aus Holz mit einem Überzug aus Leder, genau nach der Form der Sohle, zur Unterstützung der Schnäbel langspitzig gestaltet und zu ihrer Befestigung mit Spannriemen versehen waren. Die Schnäbel wurden Gogeln, Gozgeln oder auch Kogeln genannt," kann ich im Internet lesen.
Warum ich das extra noch erwähne. Weil ich dem Leser vermitteln möchte, dass die Vorbereitung des Gesprächs an einigen Stellen auch Spaß machte.

Sinologe

Die Sinologie wird auch "Chinakunde" genannt. Wie die Germanistik gehört die Sinologie zu den Sprach- und Literaturwissenschaften. Seit dem 16. Jahrhundert beschäftigt sich das wissenschaftliche Fachgebiet mit der chinesischen Sprache, Schrift, Philosophie und Geschichte.
Als sich damals christliche Missionare auf ihre Arbeit in China vorbereiteten, studierten sie die chinesische Sprache und Kultur. Sie übersetzen chinesische Klassiker in Latein und andere europäische Sprachen. Im Gegenzug übersetzen sie die Bibel ins Chinesische. Sie verfassten Berichte über das bis dahin unbekannte China. Diese Berichte wurden in Europa mit großem Interesse aufgenommen.
Der erste Lehrstuhl für Sinologie wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Paris eingerichtet. Deutschland begann erst Anfang des 19. Jahrhunderts, sich wissenschaftlich mit China zu beschäftigen. 1829 - 1831 kaufte der Orientalist Carl Friedrich Neumann in Guangzhou rund 12.000 Bücher, verschiffte sie nach München und schuf so die Grundlage der Ostasiatischen Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek und der Staatsbibliothek zu Berlin. Als bahnbrechend gelten auch die geologisch - geographischen Forschungsreisen Ferdinand zu Richthofens. Ab 1833 lehrte Wilhelm Schott in Berlin Chinesisch und chinesische Philosophie.

Soweit zur berufskundlichen Theorie. Doch wie sieht die universitäre Praxis aus? Der Duisburger Generalanzeiger fragt nach.
"Können Sie mit Stäbchen essen?" Nein, kann ich nicht. "Mögen Sie grünen Tee?" Habe ich noch nie probiert. "Oh, oh, dann wird das Interview schwierig," befürchtet die Vorzimmerdame, als ich Prof. Dr. Christian Christoph Wu besuche. "Der Herr Professor hat nämlich Reise mit Bambussauce und grünen Tee vorbereitet."
Wu erhebt sich aus dem Schneidersitz, als ich sein Büro betrete. Schwarze Kappe, roter Seidenmantel, Jeans und bequeme Schuhe trägt er. "Willkommen in meinem Büro," begrüßt er mich. "Bitte, setzen Sie sich." Doch wohin? "Aber mein lieber Herr Reporter, Sie wissen doch, daß man sich in China auf Sitzkissen setzt. Die Tische sind ja dementsprechend niedrig."
Ich würde ihn an seinen Vorfahren erinnern. "Welchen Vorfahren," frage ich. "Theobald Ambrosius Maximilian Freiherr von Würselen." Er lebte im 17. Jahrhundert, war Jesuit und sollte 1649 nach China gehen, um dort zu missionieren. "Sie wissen: 1648 endete der 30jährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden. Die katholische Kirche holte zur Gegenreformation aus und wollte auch in Asien neue Gläubige gewissen."
Würselen war überzeugte Katholik, seit Jahren Ordensmitglied und wollte seiner Kirche dienen. Dass er China nicht kannte, störte ihn nicht weiter. "Was sich bei der Überfahrt schon rächen sollte," berichtet Wu. In einem alten, morschen Segelschiff umrundete Würselen Afrika, Arabien, Indien und Siam. Als der Monsun mit seinem Regen und den Stürmen kann, wurde das Schiff mächtig durchgeschüttelt. "Als mein Urahn wieder festen Boden betrat, war er doch sehr schwach auf den Beinen. Er hatte sich vor lauter Übelkeit nur von Tee und Zwieback ernährt."
Würselen ging in Shanghai an Land. Ob Opium damals schon weit in Shanghai verbreitet war? Keine Ahnung. teste es genauso wenig wie Glasnudeln, Vogelnester oder Schlangen. Er lernte aber die Freuden der Liebe kennen. Wu Ying Yang heißt diese Dame. Wegen ihr blieb Würselen in China. Offiziell missionierte er. Gleichzeitig lebte er in einer eheähnlichen Gemeinschaft. Er reiste durch das Land. Er besuchte die Klöster und kaufte ihre Literatur. Er kaufte auch alles andere, was ihm interessant und bemerkenswert erschien. So konnte er das Geheime Chinaarchiv der Jesuiten aufbauen.
Als sich China Mitte der 19. Jahrhunderts dem Westen öffnen musste, konnten die deutsch - chinesischen Nachfahren endlich nach Deutschland ausreisen. Sie brachten das Archiv mit nach Duisburg. "Es waren mehrere Tonnen Bücher, Bekleidung, Porzellan und andere exotischen Sachen. Meine Vorfahren brauchten zwei Schiffe für den Transport. Die Schiffe waren so überladen, dass meine Vorfahren sich mehrfach gegen Piratenangriffen erwehren  mussten und fast vor den Kapverden gesunken wären," berichtet Wu.
Die Familie Würselen habe nicht schlecht gestaunt, als sie die "gelbe, schlitzäugige" Verwandtschaft sah. Die Adelsfamilie quartierte sie in einem Seitenflügel des Schlosses ein. Und vergaß sie dort erst einmal. Bis die Duisburger Universität anfragte, ob man sich um die Damen und Herren kümmern dürfe. Man wolle den Nachlaß des Freiherren erforschen. "Seit dieser Zeit sitzt imemr ein Mitglied unserer Familie auf dem Lehrstuhl für Sinologie," berichtet Wu. "Wir wissen einfach zu viel über das Land."

Sport- und Fitnesskaufmann

Zebrastreifen weiß und blau / da weiß doch jeder ganz genau / das ist der M - S - V. Heißt so das Vereinslied des MSV? Keine Ahnung; ich bin schon lange nicht mehr im Stadion gewesen. "Der MSV ist ein guter Partner für uns. Schließlich bilden wir unsere Lehrlinge, die Sport- und Fitnesskaufleute werden wolle, im Verbund aus," berichte Uwe Busch, Geschäftsführer des Duisburger Stadtsportbundes.
"Der Stadtsportbund Duisburg ist die Dachorganisation der Duisburger Sportvereine und als Unterorganisation des Landessportbundes NRW ein Instrument der Sportselbstverwaltung. Die Aufgabenpalette des Stadtsportbundes: von der Unterstützung der Verein in allen Belangen über die Werbung für den Sportverein innerhalb der Bürgerschaft bis hin zur Werbung für den Sport in der Stadt Duisburg.
Was macht nun die konkrete Arbeit des SSB aus, welches sind die Aufgaben des Stadtsportbundes, in dem rund 500 Vereine mit 100.000 Mitgliedern organisiert sind? Der SSB vertritt als Bindeglied zwischen den Vereinen, der Politik und der Verwaltung die Interessen der Vereine. Dabei ist der SSB ein Ansprechpartner von Politik und Verwaltung.

Durch die Mitgliedschaft im SSB haben die Vereine besondere Vorteile wie beispielsweise vergünstigte Hallenstunden, Fahrtkostenzuschüsse durch die Kommune oder Investitions-, Grundgeräte- und Übungsleiterzuschüsse durch den Landessportbund NRW. Mit dem Stichwort Übungsleiter ist gleichzeitig ein weiterer Hauptaufgabenbereich angesprochen. Neben den im Frühjahr und Herbst stattfindenden Übungsleitergrundausbildungen finden im Laufe des Jahres über 30 lizensierte und unlizensierte Qualifizierungsmaßnahmen statt. Hinzu kommen noch Ausbildungen für Sonderlizenzen, wie die Sonderausbildung `Sport der Älteren' oder `Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter'," stellt sich der Stadtsportbund selbst vor.

"Sport- und Fitnesskaufleute sind Dienstleistungskaufleute, die durch ihre vielfältigen betriebswirtschaftlichen, organisatorischen und kundenorientierten Tätigkeiten zu einem reibungslosen Sportbetrieb beitragen. In Fitness- und Gesundheitsstudios sowie Vereinen und Verbänden entwickeln sie Konzepte für Sport- und andere Dienstleistungsangebote. Sie betreuen Kunden und beraten sie zu Sportangeboten sowie zu gesundheitlichen Aspekten von Bewegung und Ernährung. Marketing- und gesundheitsbezogene Veranstaltungen zu planen und durchzuführen gehört ebenfalls zu ihrem Beschäftigungsfeld. Außerdem übernehmen sie Aufgaben im Rechnungswesen, im Controlling und in der Personalwirtschaft," beschreibt BerufeNet, das berufskundliche Internetprogramm der Arbeitsverwaltung, den recht jungen Beruf vor.
"Um eine Sache deutlich zu sagen: Der Schwerpunkt liegt bei uns auf dem kaufmännischen Teil. Wer sportlich aktiv sein möchte, kann dies gerne woanders tun," betont Busch eine wichtige Ausrichtung der Ausbildung. "Unsere Ausbildung erfolgt im Verbund: Wir vermitteln die Sportorganisation. Das Malteser Krankenhaus St. Anna übernimmt den kaufmännischen Teil der Lehre. Daneben suchen wir größere Sportvereine mit eigener Geschäftsstelle. Dort lernen die Azubis die klassische Vereinstätigkeit wie Training, Sportveranstaltung und Vereinsverwaltung kennen. Der Stadtsportbund ist der Arbeitgeber, aber nicht der alleinige Ort, an dem die Ausbildung stattfindet."

Wichtig dabei: Bei dieser Ausbildung handelt es sich nicht um eine überbetriebliche Ausbildung, sondern um eine klassische 3jährige Lehre. "Der Sport ist ein Wachstumsbereich. Auch die Vereine, die heute noch ehrenamtlich arbeiten, kommen auf Dauer nicht darum herum, professionelle Sport- und Fitnesskaufleute einzustellen."
Ein Abschluss Klasse 10 Hauptschule, gute Noten in Mathe, Deutsch und Englisch und die preußischen Kardinalstugenden (Fleiß, Höflichkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit usw.) sind in dem Beruf selbstverständlich. Man muß zeitlich flexibel sein, da Veranstaltungen auch abends und an Wochenenden stattfinden. Wer sich für den Beruf interessiert, muß kein aktiver Sportler sein; eine Affinität zum Sport sollte aber schon vorhanden sein. "Man sollte schon wissen, wer die Füchse und die Zebras sind," so Busch.
Den Beruf des Sport- und Fitnesskaufmanns gibt es seit 2001. Der Beruf ist zwar unbekannt, aber kein Ausweichberuf für Jugendliche, die sonst keine Lehrstelle finden. "Wer sich bei uns bewirbt, bewirbt sich gezielt, weil er einen Draht zum Sport hat."
Sponsoren wie ARGE, Sparkasse, Haniel und Grillo finanzieren die Ausbildung mit . "Die Verbundausbildung stellt sicher, dass unsere Lehrlinge die ganze Bandbreite des Berufes kennenlernen und am Ende keine Fachidioten sind. Das ist auch der Garant dafür, dass wir am Ende der Ausbildung eine hohe Vermittlungsquote haben. Im Zweifelsfall kann man ja auch noch in andere kaufmännische Berufe wechseln."
Der Landessportbund bildet auch Sport- und Fitneßkaufleute aus. Inwieweit Fitnessstudios eine solche Ausbildung anbieten, habe ich nicht kontrolliert.

Stadtpfeifer

Mein Projekt ist geheim. Sehr geheim sogar. Niemand soll davon erfahren. Ihnen kann ich aber davon erzählen. Sie sind ein Freund, der Stillschweigen bewahren kann. Ihnen kann ich vertrauen.
Der Beruf des Stadtpfeifers gilt heute als ausgestorben. Musiker gibt es zwar wie Sand am Meer; sie spielen heute aber überwiegend in Orchestern, modernen sogenannten Bands und als Einzelinterpreten. Das hat aber nichts mehr mit dem klassischen Stadtpfeiferwesen zu tun. Was? Sie fragen, was ein Stadtpfeifer ist? Sie hätten noch nie davon gehört? Ich anfangs auch nicht. Also habe ich in verschiedenen Wörterbüchern nachgeschlagen und habe im Internet, genauer gesagt in der Internetenzyklopädie Wikipedia folgende Beschreibung gefunden.

"Stadtpfeifer (ital. Piffari) waren besonders im 14.-18. Jahrhundert von Städten angestellte Musiker, die sich in Zünften (in Süddeutschland meist ?Pfeiferbrüder genannt, im Alemanischen Pifferbrüder) zusammenschlossen; im 19. Jahrhundert wurde dieses Amt zu Stadtkapellen ausgeweitet. Deren Aufgaben lagen in der musikalische Ausgestaltung von Festlichkeiten der Stadt. In manchen Städten waren die Piffari zugleich als Türmer mit signalgebenden Aufgaben betraut.
Auch kleinere Städte wie zum Beispiel Eisenach (mit ca. 6000 Einwohnern) besaßen eine Stadtpfeiferei. Die Tradition der Stadtpfeifer erhielt sich, besonders in Mitteldeutschland, bis ins 20. Jahrhundert. Vielerorts gingen zunächst städtische Musikkapellen, dann auch städtische Orchester daraus hervor.
Die Stadtpfeifer waren zunftmäßig organisiert. Ein Meister nahm sich Gesellen und Lehrburschen, die bei ihm möglichst alle gängigen Instrumente lernen mussten. Die Stadtpfeifer spielten auf Zinken, Naturtrompeten, Posaunen, Violinen, Rauschpfeifen, Dulzianen, Pommern, Krummhörnern, Flöten und Schlagwerk.
In der Literatur sind exemplarisch zwei Zinken und drei Posaunen (Hora decima, Vierzig Leipziger Turmsonaten von Johann Christoph Pezel) bzw. einen Zink und drei Posaunen (Quatricinien - von Gottfried Reiche) zu finden.
Stadtpfeifer spielten bei Verlobungen, Hochzeiten, Banketten und anderen festlichen Ereignissen, wie z. B. dem Einzug des Landesherrn in seine Stadt. Daneben bliesen sie das Zeitsignal vom Turm der Stadt, um den Bürgern, die in der Regel keine Uhr besaßen, die Zeit anzuzeigen. Auch wurden sie teils zur Kirchenmusik herangezogen. Dabei galt: normale Tage im Kirchenjahr wurden mit Posaunen und Zinken gespielt, Festtage mit Trompeten und Pauken.
(Bis heute ist mit Pauken und Trompeten - ein Idiom für etwas Großartiges). Im Gottesdienst duplizierten die Stadtpfeifer die Singstimmen des Chores, die sogenannte Colla parte-Begleitung.
Als besonders beeindruckend schildern Zeitzeugen den Einzug der siegreichen Truppen nach den Türkenkriegen in Wien: Abwechselnd Kantorei und Stadtpfeifer von den Dächern, dazwischen die Heeresmusik und Kanonendonner."
Fünf Musiker habe ich eingestellt. Einer spielt Trommel, einer Pauke, einer Becken, einer Trompete und einer Gong. Sie können bei offiziellen städtischen Veranstaltungen einen Tusch spielen, sobald er gebraucht wird.

(Auszug aus einem Brief)
Liebste Agathe,
stell  Dir vor, ich habe eine neue Arbeit. Und das als Trommel-Spieler. Und das in meinem Alter. Ich bin jetzt im Büro des Oberbürgermeisters angestellt. Ganz egal, ob es in Ratssitzungen, Ausschusssitzungen oder Außenterminen ist - ich muss den Herrn Oberbürgermeister begleiten. Gibt er mir ein Zeichen, muss ich einen Trommelwirbel spielen und damit ankündigen, dass der Herr Oberbürgermeister was wichtiges zu sagen hat. Höre ich auf, beginnt der Oberbürgermeister mit seinen Ausführungen. Es gibt zwar keinen dümmeren und unbefriedigeren Arbeitsplatz; aber was soll`s? Ich habe mein Auskommen und kann meine Familie ernähren. Wie geht es übrigens Karl-Xaver und den Kindern?
(am nächsten Tag im Kulturausschuss)
Ich erschieße den Kerl. Ich erschieße ihn standrechtlich. Er trommelwirbelt zu lang und lässt mich nicht zu Wort kommen....
Ich könnte den Kerl umbringen. Er trommelt nicht lang genug und lässt doch tatsächlich den Blödmann von Oberbürgermeister zu Wort kommen...

Steinmetz


Hans-Jürgen Vorsatz wurde 1945 in Düsseldorf geboren. Seine Lehre als Steinbildhauer dauerte von 1960 - 1963. 1970 wurde er Steinbildhauermeister. Seit 1976 nimmt er regelmäßig an Gruppen- und Einzelausstellungen teil; seit 1985 kommen Projekte im öffentlichen Raum, seit 1989 Rauminstallationen hinzu.
"Ich stamme aus einer Familie, die sehr musisch war," berichtet Vorsatz bei einem gemeinsamen Plausch in seinem Atelier an der Goldstraße. Eine frisch aufgebrühte Tasse Tee dampft auf dem künstlerisch gestalteten Tisch aus Glas und Stein.
"Der erste prägende Einfluss kam von meinem Opa," blickt Vorsatz zurück. "Er sagte immer: `Wenn du etwas im künstlerischen Bereich machst, lerne erst einmal ein Fundament.' Mit meiner Ausbildung in der bildhauenden Kunst bin ich allerdings etwas aus der Art geschlagen."
Es gebe zwei Bildhauer, die ihn künstlerisch prägten. Der erste war Reiner Siegel, ein schon lange verstorbener Bildhauer aus Düsseldorf. Siegel leitete einen eigenen Betrieb, der lebensgroße figürliche Sakralkunst herstellte und beispielsweise in den '60er Jahren den Düsseldorfer Nordfriedhof gestaltete. "Bei ihm ging es um neue Gestaltungsmöglichkeiten der Kunst und um neue Denkweisen."
Reiner Graner heißt ein Bildhauer aus Düsseldorf, der Kunst für den öffentlichen Raum herstellte - die Mariensäule in der Düsseldorfer Altstadt ist ein Beispiel hierfür. "Die '70er Jahre waren meine Lehr- und Wanderjahre," blickt Vorsatz auf die damalige Zeit zurück.
Ende der '70er Jahre holt ihn der legendäre Kulturdezernent Konrad Schilling nach Duisburg - ein Ort, in dem Vorsatz menschlich und beruflich Fuß fassen sollte. "Ich habe hier meine Frau kennengelernt und sie vor 9 Jahren geheiratet," beschreibt Vorsatz die eine Linie. Arbeiten für das Arbeitsamt, Landgericht und vor allem die Stadtwerke sind Beispiele für das künstlerische Schaffen.
Kann man denn davor leben? Eine Frage, die sich insbesondere freischaffende Künstler oft anhören müssen. "Es fehlt zwar die Sicherheit des regelmäßigen Einkommens; man muss sich aber irgendwann entscheiden, was man möchte," erzählt Vorsatz. "Selbständigkeit heißt, eigene Aufträge zu akquirieren, aber auch Auftragsarbeiten für Steinmetzbetriebe und ein Zubrot durch das Taxi fahren. Zum Glück habe ich eine Frau, die mich immer unterstützte."
Wir unterhalten uns über die kommunale Duisburger Kulturpolitik. Dass Kulturförderung auch immer Wirtschaftsförderung ist, wird dabei sehr schnell klar. Von Schriftstellern weiß ich, dass sie oft genug ein zweites Standbein brauchen, um wirtschaftlich zu überleben. Sie sind Lehrer, Dozenten, Ärzte. Wie es im Bereich der bildenden Kunst aussieht, kann ich als Außenstehender schlecht beurteilen.
Köln, München und vor allem Berlin - sie scheinen die bevorzugten Standorte von Künstlern zu sein. "Es sind Schickimicki - Orte, in denen viel Schau betrieben wird," betont Vorsatz. Für bodenständige, Heimat verbundene Menschen also nicht das bevorzugte Ambiente.
Natürlich würde es hier zu weit führen, hier jedes Detail des Gespräches wiederzugeben. Der dampfende Tee, die kreative Luft des Ateliers, das angefangene Bild auf der Staffelei, die Pinsel, die Farben - sie lösen die Zunge und entlocken Ideen, die noch nicht ausgereift genug sind, um (schon) an die Öffentlichkeit zu gelangen. So dauert das Gespräch doch länger als gedacht...

Straßenbauer


Duisburg, September 2007 - Wer sich auf den Weg macht, der beginnt gerade etwas. "Wir sind die Vorreiter der Garten- und Landschaftsbetriebe," berichtet Jürgen Figura. Figura, Jahrgang 1939, ist Straßenbaumeister, Inhaber eines eigenen Straßenbaubetriebes und Obermeister der Duisburger Straßenbau - Innung.
Straßenbauer stellen Straßen, Geh- und Fahrradwege, Fußgängerzonen sowie Autobahnen und Flugplätze her. Nach dem Abstecken der Baustelle beginnen die Erdarbeiten. Böden müssen gelöst, transportiert, planiert und verdichtet werden. Dabei kommen Bagger, Raupen und Walzen zum Einsatz. Auf dem verdichteten Untergrund bringen die Straßenbauer als Unterbau meist eine Schotterschicht. Weitere Gesteinsschichten kommen darauf. Zuletzt folgt eine Beton- oder Asphaltschicht als Fahrbahn. Straßenbauer kümmern sich auf um die Pflasterarbeiten, Randbefestigungen, Böschungen und Entwässerungsgräben. Neubau, Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten gehören zum Leistungsspektrum der Handwerker. "Ein guter Straßenbauer ist Alleskönner," betont Figura. "Ich kann nicht nur Steine klopfen; ich kann ich große Maschinen wie Walzen bedienen und mit LKW`s umgehen."
Rund 30 Betriebe (von rund 60 im ganzen Innungsbezirk) gehören der Innung an; zum Kammerbezirk gehören Duisburg und der Kreis Wesel. Straßenbaubetriebe arbeiten für den Öffentlichen Dienst als Auftraggeber. Private Kunden kommen hinzu. "Für sie stellen wir beispielsweise Terrassen, Gärten und Garagenhöfe her."

Wer sieben Jahre als Geselle gearbeitet hat, kann sich selbständig mache - was für andere Gewerke gilt, zählt bei den Straßenbauern nicht. Da sie zu den gefahrgeneigten Handwerksberufen zählen, gibt es hier noch den Meisterzwang. "Eine fundierte Ausbildung ist schon wichtig. Sonst liefert man keine Qualität ab," verteidigt Figura diesen Zustand.
Doch lohnt es sich überhaupt, eine Ausbildung im Straßenbau zu beginnen? "Straßen sind eine der wichtigsten Sachen, die wir im öffentlichen Leben besitzen. Das Wegenetz können wir nicht auf Dauer vernachlässigen. Schlaglöcher können ein negativer Standortfaktor sein."
Ob sich wohl Straßenbauer, Straßenwärter und Gleisbauer irgendwann in einem Betrieb vereinen? Immerhin könnten sie sich dann gemeinsam in einem Stadtteil im Auftrag der Kommune (die für die Dienstleistung dann auch bezahlt) um die Straßen kümmern. Schnee schippen, Ampeln reparieren und Schlaglöcher auffüllen also aus einer Hand?

"Das ist schlecht zu fassen. Zum einen ist es eine Frage der Investitionen. Als Betrieb müsste man viele sehr teure Maschinen anschaffen. Angesichts von Basel II sind die Banken aber oft sehr zurückhaltend, solche Anschaffungen zu finanzieren. Außerdem ist es eine Frage der Kontrolle. Wie soll ich mich vor schwarzen Schafen schützen, die nicht fachgerecht arbeiten?"
Wie der ideale Lehrling aussieht? Fast schon Standardware liefert Figura als Antwort. Leistungsabbildende Schulnoten und fundierte Mathekenntnisse gehören dazu. Handwerkliches Geschick und Genauigkeit kommen hinzu. Auch preußische Kardinalstugend wie Höflichkeit, Pünktlichkeit, Arbeitseifer und Sorgfalt sind angesagt. Der ideale Lehrling kann auch Praktika und Ferienbeschäftigungen im Straßenbau und somit eine Vorstellung von dem Beruf vorweisen.

"Ein Vorteil der Innung ist, dass sie bei allen Fragen der Ausbildung helfen kann," betont Figura. Worauf muss ich beim Ausbildungsvertrag achten? Was mache ich, wenn die Firma pleitegeht und keine Ausbildungsvergütung mehr zahlt? Das können typische Fragen sein. Die Interessensvertretung beispielsweise der Stadt gegenüber, die Unterbindung der Schwarzarbeit, der Informationsfluss über regionale Themen, die gegenseitige Hilfe, die Kontaktpflege und die Rechtsberatung können weitere Gründe für die freiwillige Mitgliedschaft in der Innung sein.
Die Innung wurde im Jahre 1901. Und schon im Jahre 1924 berichtet Arthur Speck: "Ein armes Volk kann sich den Luxus schlechter Straßen nicht erlauben." 

Straßenwärter

Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind. Von Montag bis Freitag steht man fröhlich auf dem Weg von und zur Arbeit im Stau, samstags wird gewienert, am Sonntag fährt die Familie dann ins Grüne. "Auch wenn viele Autofahrer es nicht wahrhaben wollen und uns sehr oft beschimpfen wenn sie wegen Bauarbeiten im Stau stehen, sind wir Straßenwärter eigentlich Dienstleister an ihnen," behauptet Klaus Schlüter vom nordrhein -westfälischen Landesverband des Verbandes Deutscher Straßenwärter.
Straßenwärter kontrollieren Verkehrsflächen wie Straßen und Radwege auf Schäden der Fahrbahndecke, um Gefahren für die Verkehrsteilnehmer abzuwenden - eine Beschreibung, die die berufskundliche Literatur der Agenturen für Arbeit liefert. Sie beseitigen Verschmutzungen, reparieren Schäden in der Fahrbahndecke, stellen Verkehrsschilder auf, reinigen Leitpfähle und Leitplanken". Bei der Streckenkontrolle überprüfen sie auch den Zustand von Verkehrszeichen und Signalanlagen. Sie pflegen die Grünflächen im Straßenbereich, mähen das Gras an Straßenrändern und halten Gräben sauber. Doch auch der Winterdienst gehört zur Arbeit: Im Winter räumen Straßenwärter Schnee und streuen bei Glätte abstumpfende oder auftauende Mittel. Sie benutzen bei ihrer Arbeit Spezialfahrzeuge, Maschinen und Geräte, für deren Pflege und Wartung sie ebenfalls zuständig sind. "Der Straßenwärter ist alles in einer Person: Vom Maurer und Schlosser bis zum Landschaftsgärtner."
Der Öffentliche Dienst ist in der Regel Arbeitgeber für Straßenwärter. Galt eine Beschäftigung dort für lange Zeit als sicherer Arbeit, änderte die chronische Ebbe in den Kassen das Bild. "Ich würde es meinem Sohn nicht raten, Straßenwärter zu werden. In der Privatwirtschaft gibt es so gut wie keine Beschäftigungsmöglichkeiten. Es wird von den Stellenplänen und der Finanzlage abhängen, wie der Arbeitsmarkt für Straßenwärter aussehen." Ob die Arbeit wohl privatisiert werden könnte? "Nein. Die Arbeit in einzelne Gewerke aufzugliedern und dann zu privatisieren, wäre zu teuer. Die Arbeiten müssten ausgeschrieben, überwacht und bezahlt werden. Viel Aufwand für eine kaputte Ampel oder Leitplanke. Dementsprechend wäre auch kein Privatunternehmen dazu bereit, weil sich das Geschäft nicht lohnt. Wir können schnell, zeitnah und kostengünstig arbeiten. Wenn man uns mit privaten Firmen vergleicht und eine Mischkalkulation anstellt, sind wir vom Öffentlichen Dienst gleichwertig."
Der Arbeitsdruck habe sich aber im Laufe der Zeit kontinuierlich erhöht. Kümmerten sich vor 30 Jahren 35 Leute um 230 km Straße, leisten heute 21 Leute auf 320 km Straße die gleiche Arbeit. Hinzu kommen 150 km Radwege."
Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind. Ein dichtes Verkehrsnetz und ein hohes Verkehrsaufkommen sprechen für die Bedeutung des Verkehrsträgers Auto. Dementsprechend hoch ist die wirtschaftliche Bedeutung der Automobilindustrie. "Daher glaube ich auch nicht, dass sich in der Verkehrspolitik viel ändern wird," schätzt Schlüter. "Ich plaudere aber kein Geheimnis aus, wenn ich erzähle, dass bei Autobahnen schon daran gedacht wird, eine streckenbezogene Abgabe zu erheben. Die Technik dafür gibt es schon. Sie muss nur noch aufgerüstet werden. Das Problem: Wieviel sind die Bürger bereit zu zahlen? Die Steuern und Benzinpreise sind eh schon enorm hoch." 1 Mann 1 Auto - bleibt es bei diesem Verhältnis, ist der Verkehrsinfarkt nicht mehr abzuwenden - wenn er nicht sowieso schon da ist, wie Schlüter mein. Solange sich daran nichts ändert, wird es noch viel zu tun geben für Straßenwärter.
 

Supervisor

Wer Arbeit sucht, der findet auch welche. Ist zumindest Volkes Meinung. Wer keine Arbeit vorweisen kann, gilt schnell als fauler Drückeberger. Darum kann sich glücklich schätzen, wer eine Arbeitsstelle hat. Doch was tun, wenn nicht alles rund läuft im Job? Ein Lösungsansatz: die Supervision. "Die Leute sollen dabei sich selbst in ihrer Arbeit reflektieren. Ich entwickele eine professionelle Sicht von Außen. Ich helfe meinen Kunden, selbst eine Lösung zu entwickeln," erzählt Susanne Krieger. Die Duisburgerin arbeitet als selbständige Supervisorin und gehört der Deutschen Gesellschaft für Supervision an.

Die Herausforderungen im Zusammenhang beruflicher Arbeit nehmen zu. Fragen und Probleme der Kooperation und Kommunikation, Organisations- und Strukturwandel, steigende Ansprüche an fachliche und soziale Kompetenz, Über- und Unterforderung von Einzelnen - in all diesen Bereichen entstehen Fragen, die unter Zuhilfenahme von Supervision mit dem Blick von außen zufriedenstellen gelöst werden können.
So kann ein neu zusammengestelltes Team sinnvoll unterstützt oder eine Führungskraft bei der Übernahme einer Funktion gestärkt werden, der strukturelle Wandel eines Betriebes oder einer Organisation kann reflektierend begleitet werden, professionell Handelnde können bei ihrer Arbeit mit schwierigen Kunden oder Klienten entlastet und neu befähigt werden.
Supervision dient ganz allgemein der Verbesserung beruflicher Arbeit. Sie schafft Reflexionsräume und ermöglicht ein vertieftes Verstehen beruflicher Realität, indem sie eine Situation aus verschiedenen Blickwinkeln und Dimensionen analysiert und erörtert. Supervision richtet dabei ganz besonders ihre Aufmerksamkeit auf den Prozess des Arbeitens und Zusammenarbeitens. Die durch Supervision zu erzielende Kompetenzerweiterung liegt vor allem im Bereich der Kooperationsfähigkeit, der Übernahme einer beruflichen Rolle, der Gestaltung von Arbeitsbeziehungen und Änderungen von betrieblichen und institutionellen Arbeitsstrukturen. Supervision ist sicherlich kein Allheilmittel. Sie ersetzt nicht fachliche Qualifikation, unangemessene Strukturen oder fehlende Führungsprofile in einer Organisation. Supervision trägt letztendlich dazu bei, das Einzelne, Arbeitsteams oder Organisationen und Betriebe ihre Aufgaben besser und mit größerer Zufriedenheit und Effizienz erfüllen können.
Supervision findet im wesentlichen im Gespräch statt. Supervision instruiert oder schult nicht, sondern erhebt, analysiert und erörtert Situationen des beruflichen Alltags. Dabei ist der Supervisor darauf angewiesen, die Problembearbeitung und Problemlösung gemeinsam mit den Teilnehmern vorzunehmen.
Supervision bedient sich unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher, soziologischer oder psychologischer Verfahren. Im Rahmen dieser Verfahren (etwa der Gruppendynamik, der Psychoanalyse, der Systemtheorie, der Kommunikationstheorie) setzen Supervisoren unterschiedliche Methoden und Übungen ein, um die vereinbarten Ziele einer Supervision zu erreichen: Rollen- und Planspiele, Visualisierungstechniken, Soziogramme, Aufstellungen und vieles andere mehr.
Für eine Supervision wird das jeweils geeignete Setting gewählt. Der Supervisor muss entscheiden, welcher Personenkreis in welcher Art und Weise (Zeit, Ort, Häufigkeit) das gestellte Supervisionsziel erreichen kann: Einzelsupervision, Gruppensupervision oder Organisationssupervision für Arbeitsteams und Führungskräfte. Supervision ist eine Profession, die durch ihre Tradition, ihre lebendige fachliche Diskussion und ihre Auseinandersetzung mit der Realität der Arbeitswelt bestimmten Werten verpflichtet ist. Die Aufklärung von Kooperationsstrukturen und die Emanzipation in Arbeitsbeziehungen stehen dabei im Vordergrund. Supervision will dazu beitragen, dass Menschen selbst mit gestalten zu können, dass Organisationen und Betriebe offen bleiben für einen partnerschaftlichen Dialog über die Ziele und die Art und Weise gemeinsamer Arbeit.
Der sorgsame Umgang mit Abhängigkeiten sowie Macht und Einfluss und eine nicht-parteiliche Haltung bei der Lösung von Konflikten sind für Supervisoren selbstverständlich. Supervision kann nicht funktionalisiert werden, um problematische Eigeninteressen in einem Betrieb - etwa die versteckte Durchsetzung von Entlassungen oder die Demontage einer Führungskraft - gegen andere Parteien in einer Organisation zu unterstützen. Gleichwohl ist ein Supervisor zur kritischen Loyalität seinem Auftraggeber gegenüber verpflichtet.
So beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Supervision die Funktionsweise der Supervision. Doch wer ist dieser Verband? Seit ihrer Gründung mit zunächst 40 Mitgliedern im Jahre 1989 entwickelte sich die Gesellschaft als Berufs- und Fachverband nach eigenen Angaben zu einem Kompetenzzentrum für Supervision in Deutschland. Über 3.000 qualifizierte Mitglieder sowie 37 Ausbildungsstätten schlossen sich inzwischen hier zusammen, um Supervision als professionelle Beratung zur Qualitätssicherung am Arbeitsplatz in der Fachwelt und am Beratungsmarkt weiterzuentwickeln und zu fördern. Standardisierte und kontrollierte Ausbildungen, Forschung, die Fachdiskussion sowie die Öffentlichkeitsarbeit sind dabei die Arbeitsgebiete der Gesellschaft. Die Gesellschaft führt Informationsveranstaltungen durch und ist in über 30 regionalen Gruppen in ganz Deutschland präsent.
Soweit zur Theorie. Doch wie sieht denn nun die Praxis aus? Supervision ist überwiegend im non-profit-Bereich tätig, erzählt Krieger. "Zu meinen Kunden zählen also Einrichtungen, die vorrangig nicht gewinnorientiert arbeiten. Die Bandbreite reicht von der Schuldnerberatung über Alten- und Kinderheimen bis zu den Wohlfahrtsverbänden. Sie kommen aus dem sozialen Bereich." Eine wichtige Voraussetzung, um erfolgreich an einer Supervision teilzunehmen: Der Supervisant, also die Person, die eine Supervision in Anspruch nimmt, muss dazu bereit sein. "Supervision meint prozessorientiertes Arbeiten. Meine Kunden müssen ihre Antworten selbst finden. Wer dazu nicht bereit ist, dem bringt eine Supervision auch nichts. Wie sieht meine berufliche Rolle aus? Wie sind meine persönlichen Erwartungen an die Arbeit? Welche Erwartungen werden an mich gerichtet? Wie gehe ich bei meiner Arbeit mit meinen Kunden um? Wie sieht mein idealer Arbeitsplatz aus: Wie sind Arbeitsklima, technische Ausrüstung und andere Details? Wie sind meine biographischen Bezüge, wie die meiner Kollegen? Dies sind Fragen, die in einer Supervision zur Sprache kommen können.
Im Idealfall dauert eine Supervision zwischen 90 Minuten und anderthalb Stunden. Je nach Bedarf treffe ich mich etwa alle drei Wochen mit meinen Kunden. Ihre eigene Person, die Organisation, ihre Klienten und ihre berufliche Rolle stehen dabei im Vordergrund des Gesprächs. Die eben genannten Fragen sind gute Beispiele für die Themen, die besprochen werden," erzählt Krieger.
Die Klienten sollen ihre berufliche Handlungsfähigkeit wiedergewinnen. Nicht durch Impulse von außen, sondern durch Reflexion der eigenen Situation. "Ich bin wie ein Spiegel," so Krieger. Wie hoch die Erfolgsquote ist? Keine Ahnung. Eine Einschränkung mach Krieger allerdings am Ende doch noch: "Für Leute ohne Job ist eine Supervision nicht vorstellbar. Eine feste Stelle ist hier schon wichtig."

Systemgastronom

Der Pott kocht. Mit diesem Slogan warb der Kommunalverband Ruhrgebiet. "Halt, stop. Der Fachmann für Systemgastronomie arbeitet in einem Restaurant," berichtet Stefan Camman von der "Faktorei" im Duisburger Innenhafen.
Die Fachleute für Systemgastronomie organisieren alle Bereiche eines Restaurants. Die Systemgastronomie zeichnet sich dabei durch ein einheitliches, klar strukturiertes Konzept aus. Dieses Konzept soll für einen hohen Wiedererkennungseffekt bei den Kunden sorgen. Die Fachleute für Systemgastronomie achten darauf, dass die vorgegebenen Standards eingehalten werden. Sie kümmern sich um den Einkauf, die Lagerhaltung, den Service und die Gästebetreuung sowie die Arbeit in der Küche. Weitere Arbeitsbereiche sind die Kostenkontrolle, die Qualitätskontrolle bei den Produkten und das Marketing. Außerdem achten sie darauf, dass die Sicherheits- und Hygienevorschriften eingehalten werden.
Die Faktorei gehört keiner Gastronomiekette an. "Mir ist es wichtig, die Qualität im eigenen Haus zu sichern. Bei uns lernt der Lehrling, nach einem festen System zu arbeiten," betont Camman.
Die Individualgastronomie stagniert, die Systemgastronomie wächst. "Die Systemgastronomie macht das Essen vorhersehbar. Der Kunde  will im Vorfeld wissen, was er für sein Geld bekommt. Man ist nicht der Tageslaune des Kochs ausgesetzt. Der Kunde erwartet, dass das Rumsteak montags genauso schmeckt wie mittwochs und freitags," betont Camman. "Was will der Kunde? Es gibt keine festen Zeiten. Gegessen wird spontan."
Und wie sieht der ideale Bewerber für den Beruf aus? "Er hat Spaß an Dienstleistungen. Man kann hochflexibel mit den Arbeitszeiten umgehen. Die klassischen Tugenden wie Sauberkeit, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Respekt und Begeisterungsfähigkeit kommen hinzu." Ferienjobs und Praktika bieten einen Vorteil: Jugendliche / Schüler und Betrieb können feststellen, ob man zueinander passt.
Camman würde gerne noch einen zweiten Azubi einstellen. Sein Problem dabei: "Es ist schwer, einen geeigneten Bewerber zu finden. Die Anforderungen an die Ausbildung sind gestiegen. Betriebswirtschaft, Recht und Marketing sind in den vergangenen Jahren dazugekommen. Gleichzeitig ist das allgemeine Schulwissen gesunken." Wer trotzdem noch eine Ausbildung in das Gastronomie sucht, kann sich gerne bei Camman melden.
Er sei der dienstälteste Gastronom am Innenhafen, berichtet der sympathische junge Mann. "Unser Credo lautet: `Die Kunst zu genießen. Es hat was mit Stil und Atmosphäre zu tun. Wir möchten ein Ruhepool im Hafen sein. Es gibt bevorzugt á la carte - Gerichte mit dem Schwerpunkt Fisch."
 

Tätowierer

Tätowierer sind Experten für den Entwurf und die Anfertigung von permanenten Körperbemalungen, sogenannten Tattoos. Dabei rasieren und desinfizieren sie zunächst die entsprechende Hautpartie, skizzieren das zukünftige Motiv mit einem Farbstift auf die Haut und bestreichen diese in der Regel mit Vaseline. Zum Tätowieren benutzen sie ein elektrisches Gerät, das mit einer Frequenz von 50 bis 3.000 Schwingungen in der Minute senkrecht vibriert und Farbe in die zweite Hautschicht, die Dermis, einbringt. Mit einer einzelnen Nadel ziehen Tätowierer Umrisse des Tattoos nach und füllen die farbigen Flächen anschließend mit einem Nadelblock von fünf bis sieben Nadeln. Dabei können sie die Tiefe der Einstiche genau der Hautdichte anpassen und entsprechend einstellen. Abschließend reinigen sie das fertige Tattoo, desinfizieren es, streichen es mit einer Heilsalbe ein und verbinden es mit einem Folienverband, der nach etwa einem Tag entfernt werden kann, berichtet die Bundesagentur für Arbeit auf ihrer Plattform BerufeNet.
Ich liebe meine Frau. Ich liebe meine Frau rasend. Ich liebe meine Frau wahnsinnig. Ich liebe sie so sehr, daß ich immer mit ihr zusammensein möchte. Doch wie kann ich das erreichen? Ein Foto von ihr ist schon in meinem Portemonnaie. Ein kleines Foto von ihr befindet sich auf meinem Hochzeitsring. Doch damit ist sie mir noch immer zu weit weg. Doch wie kann sie mir noch näher sein? Heureka, ich hab`s! Ich werde mir ein Ganzkörpertatoo verpassen lassen. Ich werde mich so endgültig enthaaren lassen, daß ich keinen Bartwuchs mehr haben werde. Soll ich mir auch eine Brust implantieren lassen? Igitt, nein. Mein Geschlecht werde ich nicht umwandeln lassen. Nur auf der Hülle möchte ich mich verändern, nicht aber im Kern.

Dieser Tätowierkünstler ist wirklich hervorragend. Ich sehe meiner Frau tatsächlich zum Verwechseln ähnlich. Die Hautbemalung ist perfekt, die Perücke feminin, der Einsatz der Kosmetika dezent. Meine Frau ist jetzt nicht nur in meinem Portemonnaie vorhanden, sondern auch auf meiner Haut und in meinem Herzen.

Oh Gott! Die ganze Arbeit war umsonst. Meine Frau ist mit einem anderen Mann durchgebrannt. Und das ausgerechnet mit diesem Tölpel, diesem Deppen. Also nein, das schmerzt doch sehr. (Seufzer) (Schwerer Seufzer)

Was mache ich denn jetzt mit meiner Ganzkörperbemalung? Mal überlegen. Abwaschen kann ich es mir nicht. Bleichen kann ich es auch nicht; das ist zu teuer. Hm. Was soll ich also tun? Es bleibt also nur eine Sache: das Häuten. Der Tätowierer wird mir also bei lebendigem Leibe die Haut vom Körper abziehen müssen. Nur wenn ich die alte Haut entferne und durch eine neue ersetze, werde ich sicherstellen können, daß meine Frau komplett und vollständig aus meinem Leben verschwindet. Ich möchte die Frau nie mehr sehen.  (beim Tätowierer) Der Mann soll endlich beginnen. Er möchte mit dem Rücken beginnen. Dort wäre die Arbeit am einfachsten.

Tankwart

Das Auto ist der Deutschen liebstes Kind. Es wird gehätschelt und gepflegt. "An unseren Stationen erhalten Sie qualitativ hochwertige Kraftstoffe zu marktkonformen Preisen. Im Shop bieten wir Ihnen unser Convenience - Sortiment, viele frische Produkte für den täglichen Bedarf und eine freundliche und zuvorkommende Bedienung. Was unseren Shell Tankwart-Service ausmacht und welche Leistungen Sie vom Shell Tankwart-Service erwarten können? Der Tankwart berät Sie bei der Wahl des richtigen Kraftstoffes. Der Tankwart betankt Ihr Fahrzeug. Der Tankwart prüft den Ölstand. Der Tankwart überprüft das Wischwasser. Der Tankwart reinigt die Frontscheibe," stellt Sendogan Günes von der Shell - Tankstelle auf der Düsseldorfer Landstraße einen neuen Service vor. Aufpreis für diese Dienstleistung: 1 ?.
Was der Tankwart ansonsten macht, berichten die berufskundlichen Schriften der Arbeitsverwaltung ("BerufeNet", "berufe aktuell", siehe dort). "Die Beschreibung ist ganz gut," so Günes.
Günes bietet für das kommende Lehrjahr wieder eine Lehrstelle für den Beruf des Tankwarts an. "Der Schulabschluss ist nicht so wichtig. Der zukünftige Tankwart muss technisches Verständnis mitbringen. Außerdem muß das Erscheinungsbild stimmen. Der Jugendliche muss Vertrauenswürdigkeit ausstrahlen."
Günes ist einer der wenigen Ausbildungsbetriebe, der überhaupt zum Tankwart ausbildet. Im laufenden Ausbildungsjahr konnte die Lehrstelle nicht besetzt werden. Schlampige Bewerbungen und mangelnde Eignung der Bewerber verhinderten, daß eine Nachwuchskraft eingestellt wurde. "Ich werde also im kommenden Jahr zum ersten Mal ausbilden," berichtet Günes. Ist der Tankwart ein Exotenberuf, eventuell ein Ausweichberuf? "Wer hier anfängt, lernt viele kaufmännische und kraftfahrzeugbezogene Inhalte. Der Beruf ist also schon anspruchsvoll," betont Günes, nur um zu ergänzen: "Unser Tankwart-Service hat den Beruf erst wieder interessant gemacht."
Ich selbst habe zwar einen Führerschein, seit über 15 Jahren aber kein eigenes Auto. Dementsprechend lange war ich auch nicht mehr in einer Tankstelle. Seit Ende September 2008 gibt es kein Normal-Benzin mehr bei Shell. Stattdessen werden Diesel, Super und sogenannte Premium-Kraftstoffe angeboten. Über die hohen Spritpreise unterhalte ich mich nicht mit Günes. Stattdessen staune ich über den kleinen Laden. Getränke werden hier genauso angeboten wie Zeitschriften. So wundert es nicht, dass Günes auch einen Einzelhandelskaufmann-Lehrling beschäftigt. Wie haben sich die Zeiten doch geändert. Als ich noch Auto gefahren bin, war eine Tankstelle wirklich noch eine Tankstelle und kein Einzelhandelsladen.

Theaterwissenschaftler

Die Theaterwissenschaft ist eine relativ junge Wissenschaft. Sie beschäftigt sich mit dem Theater von der Antike bis zur Gegenwart. Die Theaterwissenschaft beschäftigt sich mit den Autoren genauso wie mit deren Werken wie auch mit Theateraufführungen. Die Theaterwissenschaft überschneidet sich also mit der Medienwissenschaft und der Literaturwissenschaft.
Max Herrmann ist einer der ersten Theaterwissenschaftler in Deutschland. Ab dem Jahre 1900 hielt er erste theaterwissenschaftliche Vorlesungen in Berlin. Artur Kutscher kam ab 1909 in München dazu.
Die Theaterwissenschaften lassen sich in Theatergeschichte, Theater / Dramentheorie / Dramaturgie / Ästhetik und praktische Übungen gliedern.
Die Theaterwissenschaften sind nun auch in Duisburg angekommen. Die Niederrheinische Universität zu Duisburg errichtete zum gerade startenden Sommersemester eine Professur in den Theaterwissenschaften. Der Duisburger Generalanzeiger sprach mit Wilhelm Schüttelbirne, dem ersten Inhaber des Lehrstuhls.

(Duisburger Generalanzeiter, 1. April 2015)

Die Warnung ist eindeutig: "Der Herr Professor ist schlechter Laune. Bei seinen Studien schlug er sich ganz heftig auf den Daumen. Mit einem Hammer wohlgemerkt! Nach einem solchen Malheur redet er immer ganz geschwollen," behauptete seine Sekretärin bei unserem Vorgespräch.
Hammer? Handwerkliche Arbeit? Hat ein Professor das überhaupt möglich? Gibt es dafür nicht professionelle Handwerker? Aber egal. Ich mache mich auf den Weg in den Hörsaal, wo ich den Wissenschaftler treffen möchte. Und bin erst einmal überrascht. Vor mir steht ein relativ kleiner Mann, der mittelalterlich gekleidet ist - Halskrause, Wams und Strumpfhosen sowie Ballettschuhe gehören dazu. dass der dazugehörige Hut auf einem Beistelltisch liegt, bemerke ich erst später. Ein prächtiger Bart ziert das pausbäckige und rote Gesicht.
"Was glotzt Er so? Was macht Er hier? Hat Er noch nie jemanden arbeiten sehen," fragt mit plötzlich der Bart: Staunend betrete ich den Hörsaal. Eine kleine Bühne ist dort aufgebaut. Eine Couch, zwei Sessel und ein Stuhl gruppieren sich um den Tisch. Ein Fernseher, ein kleiner Bücherschrank und ein Kleiderständer ergänzen die Szene. "Was ist das," frage ich den kuriosen Mann. "War Er noch nie in einem Hörsaal? Bei uns Theaterwissenschaftlern werden die Vorlesungen nicht von einem Lesepult aus, sondern von einer Bühne aus gehalten. Und wer ist Er?"
Ich stelle mich vor. Wir setzen uns an den Bühnentisch. In seiner Vorlesung geht es heute um Bauernschwänke. Da habe er schon einmal das entsprechende Bühnenbild aufgebaut.
"Wie ist Ihro Durchlaucht an die Theaterwissenschaften geraten?" Meine Güte, jetzt rede ich schon wie der kauzige Professor. "Nehme Er doch meinen Namen: Heinrich Schüttelbirne ist die deutsche Form von William Shakespeare. Ich bin ein direkter Nachfahre des berühmten englischen Theaterdichters. Nun frage Er doch nicht, wieso Shakespeare deutsche Nachfahren hat. Das ist doch allgemein bekannt. William war mit der Situation in London unzufrieden. Die Theater waren damals in einem miserablen baulichen Zustand. Niemand wollte mehr seine Stücke sehen. Die Konkurrenz war groß. Also wanderte er nach Hamburg aus. Er lernte die deutsche Sprache und germanisierte seinen Namen. Als er begann, Singspiele für Shanty - Chöre zu schreiben, setzte auch wieder der Erfolg ein. So berichtet es die Familienchronik."
Alles Quatsch, nicht wahr? Da will uns jemand auf den Arm nehmen und erlaubt sich einen arbeitsaufwendigen Spaß! So lautet mein erster Gedanke. Als ich ihn laut äußere, ernte ich einen strengen und bösen Blick. "Mitnichten," behauptet die Schüttelbirne, nein, ähm, hm, Herr Schüttelbirne.
Er sei vielmehr der erste in der Familie, der sich professionell und wissenschaftlich mit dem berühmten Vorfahren beschäftigt habe. "Die Stücke kenne ich natürlich alle auswendig," behauptet der Wissenschaftler. "Dazu gehören auch die gängigen Interpretationen. Mich persönlich interessiert eine ganz andere Frage: Wie wurden damals Theaterstücke aufgeführt? Es gab keinen Strom und kein Mikrophon. Im Vergleich zu heute war Theater primitiv. Und trotzdem hat es bis heute überlegt."
Es muss wohl reine Neugierde gewesen sein, die Schüttelbirne dazu veranlasste, Theaterwissenschaften zu studieren. In den folgenden Jahren nach Dissertation und Habilitation arbeitete Schüttelbirne erst einmal unternehmerisch. Er brachte historische Theaterstücke so originalgetreu wie möglich auf die Bühne. War die Produktion erfolgreich, verfilmte er sie. So wurde auch die Universität auf ihn aufmerksam. "Was meint Er wohl, warum ich hier arbeite? Ich soll die Studenten unterrichten. Sie sollen ein Gespür dafür bekommen, wie Theater praktisch funktioniert. Wer weiß, wie er mit seinen bloßen Händen, mit seinem Körper und ohne jegliche Hilfsmittel ein Stück auf die Bühne bringen kann, der wird nicht nur ein guter Schauspieler werden. Er wird das Theater auch unter wissenschaftlichen Augen sehen. Privat forsche ich zu Schüttelbirne. Ach nein, mein Vorfahr heißt ja Shakespeare. Mein Haus ist voller Literatur, meine Garage  voller Requisiten und Garderobe. Und in meinem Garten stapeln sich die Dekorationen. Manchmal kann ich meine Frau vor lauter Bühnenbilder schon gar nicht mehr sehen.
Und hier an der Universität geht das Bühnenleben weiter. Jede Vorlesung erhält ihr eigene Bühnenausstattung. Ich schreibe meine Vorlesungen in Form von Theaterstücken, mit Frage und Antwort und verschiedenen Schauspielern. Was hält Er denn davon?"
Zum Glück kam an dieser Stelle die Sekretärin. Der Herr Professor werde am Telefon verlangt, berichtete sie. "Die Frau Gemahlin fragt an, wann der Herr Dichterfürst denn zum Essen nach Hause zu kommen gedenke?" An dieser Stelle musste der Professor das Gespräch abbrechen. "Meine Frau ißt gerne pünktlich. Sie ist das sehr eigen," stottert der Professor ganz verlegen.
Ob Moliere und Ibsen wohl auch jemals nach Deutschland gekommen sind?

Tischler

Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Solange du an meinem Tisch sitzt, tust du auch, was wir dir sagen. Wer seinen Eltern widerspricht, bekommt solche Sprüche zu hören. "Tischler bieten heute mehr als Möbel an. Treppen, Wintergärten, Praxiseinrichtungen, Holzfußböden, Fenster und Inneneinrichtungen gehören genauso dazu," erzählt Rolf Bickert, der beim Fachverband Holz und Kunststoffe in Dortmund die Tischler betreut.
Tischler stellen - zumeist in Einzel- und Kleinserienfertigung - Produkte aus Holz, Holzwerkstoffen und Kunststoffen her, wie zum Beispiel Schränke, Regale, Kommoden oder Tische, aber auch Gehäuse, Behälter, Särge sowie Turn-, Spiel- und Sportgeräte. Sie fertigen  und montieren Messe-, Laden-, Büro- und Gaststätteneinrichtungen, also Einbauschränke, Raumteiler, Wand- und Deckenverkleidungen. Auf Baustellen setzen sie Fenster, Treppen und Türen ein. Oft handelt es sich dabei um Einzelanfertigungen im Kundenauftrag nach eigenen oder vorgegebenen Entwürfen.  Neben Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten unter Beachtung der Bauart und des Baustils der Möbelstücke sind Tischler auch mit Restaurierungsarbeiten beschäftigt. Hauptwerkstoff ist das Holz. Daneben verwenden sie jedoch auch Spanplatten, Kunststoffe, Metalle und Glas.
Von den zu fertigenden Teilen werden zunächst Zeichnungen erstellt, die entsprechenden Hölzer ausgesucht, Platten auf die gewünschten Maße zugeschnitten, Oberflächen bearbeitet: geglättet, furniert, mit Kunststoff belegt oder mattiert, Kanten für den späteren Verbund vorbereitet: genutet, gefräst, gezinkt oder gefalzt. Danach werden die Einzelteile durch Leimen oder Verschrauben zusammengefügt. Es folgen die Nacharbeiten wie zum Beispiel Beizen, Polieren, Wachsen oder Schleifen.
Bei ihrer Arbeit setzen die Tischler vorwiegend spezielle Holzbearbeitungsmaschinen wie zum Beispiel Band- und Kreissägen, Bohr-, Fräs-, Hobel- und Schleifmaschinen sowie Furnierklebemaschinen ein. So beschreibt "beruf aktuell", die berufskundliche Literatur der Arbeitsverwaltung, den Beruf des Tischlers. "Was die Grundlagen anbelangt, ist diese Beschreibung sicherlich richtig. Bedingt durch die moderne technische Entwicklung kommen aber viele Vertiefungen und Ergänzungen im Laufe des Berufslebens hinzu," berichtet Bickert.
"Das eindimensionale Tätigkeitsbild des Möbelmachers und gestaltenden Handwerks  trifft längst nicht mehr zu. Die Palette der im Tischlerberuf verwendeten Materialien ist in den vergangenen Jahren enorm breit geworden. Der Ladenbau übernahm in dieser Entwicklung die Vorreiterrolle, Möbel-, Küchen- und Innenausbau zogen nach. Das aktuelle Design zeigt, dass der natürliche Rohstoff Holz von Laminaten, Glas, Aluminium, Marmor, Schiefer, Acryl- und Plexiglas oder von Mineralwerkstoffen ergänzt wird, teilweise sogar mit ihnen im Wettstreit liegt. Wir setzen heute unsere Materialien bewusst gestalterisch ein. Für mich ist der Trend zur Vielfalt ein Spiegelbild unserer multiplen Gesellschaft," so Bickert.
Die Vielfalt der im Möbel- und Innenausbau verwendeten Materialien verlangt entsprechend breite Fachkenntnisse bei der Konstruktion und bei der Verarbeitung. So gilt es, die spezifischen Produkteigenschaften zu berücksichtigen und am Projekt unter einen Hut zu ringen. Ausdehnungsverhalten unter Feuchtigkeit und Wärme, statische Belastbarkeit sowie Klebe- und Schraubmöglichkeiten sind beim Entwerfen und Konstruieren ebenso einzuplanen wie die optische Wirkung verschiedener Holzarten oder unterschiedlich behandelter Oberflächen."
Der Möbelprofi kennt die Auswirkungen der Materialvielfalt auf die Herstellungsprozesse: "Wir sind heute auf die Multitalente in der Werkstatt angewiesen. Schmirgelarbeiten an Metallprofilen können genauso anstehen wie der feine Umgang mit erlesenen Furnieren. Gleichzeitig werden immer wieder neue technische Lösungen für die Wünsche der Kundschaft gesucht und gefunden. Das macht den Tischlerberuf vielseitig und spannend."
Viele Materialien verlangen spezielle Maschinen und Werkzeuge zur Bearbeitung. Hartmetallbestückte Fräser und Kreissägeblätter gehören zur Standardausrüstung im Maschinenraum. Der Trend geht hin zu Diamantwerkzeugen, die eine bessere Standzeit und damit Wirtschaftlichkeit versprechen. Hinzu kommen Spezialmaschienen wie etwa Vakuumpressen für die Herstellung gewölbter Formteile aus Mineralwerkstoffen oder Furnieren. Aber auch normale Tischlereimaschinen werden mittels immer feinerer Drehzahlversteller den Bearbeitungsbedingungen unterschiedlicher Materialien angepaßt.
Die entsprechenden Verarbeitungstechniken gehören heute zum Fachwissen des Tischlers. Oberflächenbeschichtungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie spezielle konstruierte Beschläge und Verbindungsmittel. Wachse, Öle und umweltschonende Klebstoffe haben im Zuge des Trends zur Ökologie einen enormen Aufschwung genommen, und für den Möbelbau stehen materialgerechte Scharniere, Schlösser und Verbinder in breiter Auswahl zur Verfügung.
Dem Kundenbedürfnis `alles aus einer Hand' kommen viele Tischler entgegen, indem auch einen Bodenverlegeservice anbieten; Parkett erfreut sich derzeit einer außerordentlich hohen Beliebtheit. Vor wenigen Jahren noch den Bodenlegern überlassen, gehört es für manchen Holzhandwerker wieder ins Angebot. Mit zu den Rohstoffen des Tischlers zählen auch die Halbfabrikate und vorgefertigten Einbauteile wie Fenster, Türen und Treppen, die in Serienfabrikation wirtschaftlich hergestellt werden. Sie ergänzen die Eigenproduktion der individuell fertigenden Betriebe.
"CAD - Computer Aided Design" lautet die Zauberformel für die kundengerechte Darstellung von Möbelideen, Küchenausbauten, Treppen oder ganzen Holzhäusern. Denn beim Kundengespräch kann schon die perfekte fotorealistische Darstellung der Entwürfe den Kaufentscheid auslösen. Die Gestaltung am Bildschirm wird dabei immer raffinierter. Die geplante Küche entsteht aus einer zweidimensionalen Raumaufteilung und läßt sich dann dreidimensional aus allen Ecken und Winkeln heraus betrachten. Die Wohnwand kann im Handumdrehen mit zusätzlichen Türen oder einem Nebenregal ausgerüstet werden und beim Holzbau sind größere Fenster oder eine zweite Verandatür innerhalb Sekunden montiert. Die virtuelle Realität  des Bildschirm macht`s möglich und die verwendeten Materialien lassen sich täuschend echt abbilden. Ob es sich um Holzarten, Beiztöne, Fliesen, Tapeten oder Beschläge handelt - selbst Dekorationselemente wie die Bücher im Regal, die Zahnbürste im Bad oder der Gemüsekorb in der Küche lassen sich per Mausklick in das Bild hineinzaubern.
Der Kundenwunsch nach Individualität bei gleichzeitig raschester Lieferbereitschaft fand seinen Niederschlag auch in der technischen Ausrüstung der modernen Tischlerei. Für den Tischlergesellen in der Werkstatt läßt sich neben der Materialliste die fertig vermaßte Produktionszeichnung am Bildschirm generieren und am Plotter in höchster Qualität auf Papier zeichnen. Das Reißbrett hat somit mehrheitlich ausgedient.
Im Maschinenraum lautet ein wichtiges Kürzel für die Ausrichtung auf den individuellen Kundenwunsch "CNC - Computerized Numeric Control". Es handelt sich bei CNC-Maschinen um einen Typ, der aus der Metallbearbeitung kommt und vor rund zwanzig Jahren Eingang in die Holzbearbeitung fand. Die wichtigsten Arbeitsgänge wie Formatfräsen, Bohren, Profilieren und Kantenanleimen lassen sich - je nach Modell - auf diesen Maschinen über eine Computersteuerung erledigen.
Wichtig ist die elektronische Vernetzung des Betriebs. Was auf dem CAD - Bildschirm als technische Zeichnung oder als Kundenentwurf entstand, kann direkt in Steuerungsprogramme für die CNC - Bearbeitung umgewandelt werden. Das bedeutet, dass die mühsame Programmierung von Hand weitgehend entfällt und der Tischler nicht auch noch Hobbyinformatiker sein muss.
"Tischler streben dabei vorrangig nach Komplettlösungen und Innenausbau. Das Kunsthandwerk fertigt eher Einzelstücke an," sagt Bickert. 60 Prozent des Umsatzes werden im gewerblichen Bereich erzielt, also beispielsweise bei Gaststätten, Läden, Apotheken oder Arzt- und Anwaltspraxen. Privatkunden tragen 30 %, Öffentliche Hand und Export 10 % zum Umsatz bei. Tür- und Fensterbau seien natürlich konjunkturabhängig. Geht es dem Bau gut, freut sich auch der Tischler. Bei den Privatkunden verschieben sich inzwischen die Zielgruppen. "Natürlich bewegt sich das Tischlerhandwerk im Hochpreisniveau. Dafür liefern wir aber eine hohe Qualität, eine individuelle Anpassung und Paßgenauigkeit."
Galt früher "Die Ersteinrichtung kommt vom Billiganbieter und die Zweiteinrichtung vom Tischler", vollzieht sich hier ein Wandel. Ältere Menschen ab 60 zählten bisher nicht zur Zielgruppe, weil sie als finanzschwach galten. Inzwischen sind ältere Menschen anspruchsvoller, mobil und auch finanzstärker - und plötzlich öffnen sich hier neue Geschäftsfelder. Und dass in der Erbengeneration ein ungeheures Wirtschaftspotential steckt, ist auch dem Tischlerhandwerk nicht verborgen geblieben.
"Der Drang zur Selbständigkeit ist ungebrochen," meint Bickert. "Wer an einem Meisterkurs teilnimmt, eröffnet zu 70 % einen eigenen Betrieb. Vom Einzelkämpfer bis zum Großbetrieb mit 400 Mitarbeitern ist hier alles vertreten.  Bezogen auf das Handwerk ist das Tischlergewerbe mittelständisch organisiert. Ein durchschnittlicher Betrieb beschäftigt 7 - 8 Leute. Trotz aller Krise ist auch die Zahl der Betriebe konstant geblieben. Eine Produktionsverlagerung ins Ausland kommt hier nicht in Frage. Auch  wenn die Betriebe wirtschaftlich denken und Synergien nutzen, sind sie doch sehr bodenständig."
 

Türmer

Wie in alten Zeiten braucht Duisburg auch heute eine Stadtmauer. Behauptet zumindest Klaus - Geld Schyrio. Das Großenbaumer Urgestein ist der letzte seines Standes - er arbeitet als Türmer.

Türmer werden auch Turmwächter oder Turmbläser genannt. Im Mittelalter war dies die Bezeichnung für einen Wächter, der von einem Turm aus die Umgebung beobachtete. Die Aufgabe des Türmers bestand darin, vom höchsten Turm aus die Stadt oder Burg vor Gefahren zu warnen.

Je nach örtlichen Gegebenheiten nutzten die Türmer entweder Kirchtürme oder Türme der Stadtbefestigung. Wollten sie die Menschen vor einer Gefahr warnen, setzten sie Wächterhörner, Glocken, Signalflaggen oder Lampen (bei Dunkelheit) ein. In früheren Zeiten wohnten viele Türmer auch im Turm. Herannahmende Truppen und Banden mussten genauso gemeldet werden wie Brände oder andere Gefahren.

Was das alles mit unserer heutigen Zeit zu tun hat? Schließlich gibt es in unseren heutigen Tagen weder Raubritter noch großflächige Stadtbrände. "Nein, das nicht," stimmt Schyrio zu. "Stellen Sie sich aber mal folgendes vor: Es gibt eine Stadtmauer rund um den Duisburger Süden. Stadtteile wie Huckingen und Mündelheim wären dann sichtbar gegen Düsseldorf und Krefeld abgegrenzt. Die Vorteile? Da es dann auch wieder Wachtürme gibt, können wir Verspätungen bei Bus und Bahn melden. Sind die U 79 in Düsseldorf und die 941 in Krefeld aufgehalten worden, bekommen wir das als Erste mit. Gibt es Verkehrsbehinderungen auf der B 8 Richtung Düsseldorf und B 288 Richtung Krefeld, können wir die Autofahrer sofort warnen."

Er könne auch bei Wettervorhersagen helfen; schließlich seien tieffliegende Vögel ein Warnsignal für Regen und Wetterleuchten ein Hinweis auf ein aufziehendes Gewitter.

Der Turm der Salvatorkirche brannte im Jahre 1467 völlig aus - der Türmer war neben einer brennenden Kerze eingeschlafen. Ob der Türmer den Brand überlebte? Keine Ahnung. Ist der Beruf des Türmers also ein gefährlicher Beruf? "Mitnichten," betont Schyrio. "Ich bin Bauunternehmer. Ich werde also in der Lage sein, einen sicheren Beobachtungsturm zu bauen. Stadtbrände, Erdbeben, Überflutungen oder Wüstensandstürme brauche ich also nicht zu fürchten. Blitzableiter schützen vor Blitzen, alte Autoreifen und Fangnetze vor Autounfällen. Wir müssen nur befürchten, dass uns Flugzeuge auf den Kopf fallen. Die modernen Wegelagerer heißen Finanzamt, Bezirks- und Landesregierung. Und gegen die können wir eh' nichts machen.
 

Uhrmacher

"Time is cash Time is money" singt die Kölner Musikgruppe BAP. Zeit bestimmt unser tägliches Leben. Zeit ist Geld, wie der Volksmund behauptet. "Uhren sind Zeit in ihrer schönsten Form," behauptet Johannes Rebbelmund. Der Uhrmacher- und Optikermeister ist Innungsmeister der Uhrmacher - Innung Duisburg und Inhaber eines eigenen Geschäfts in Neukirchen-Vluyn.
Uhrmacher sind in Betrieben der Industrie und des Handwerks beschäftigt. Sie müssen viele Metallbearbeitungsarten beherrschen und mit feinen Uhrmacherwerkzeugen wie Pinzette, Gewindeschneider, Schraubendreher, Bohre und Feile umgehen können. Sie arbeiten mit der Uhrmacherdrehmaschine und mit elektrischen Messgeräten wie Zeitwaage und Oszillograph.
In der Industrie werden die Einzelteile der Uhren hergestellt, zusammengesetzt und auf richtigen Lauf überprüft. Seltener werden Einzeluhren hergestellt, die dann als Musterstücke und Verkaufsmuster für spätere Serienfertigungen dienen.
Die Handwerker übernehmen die Wartung und Reparatur der mechanischen, elektrischen und elektronischen Zeitmesser. Sie müssen Klein- und Großuhren zerlegen und zusammensetzen, Schäden und Fehler am Uhrwerk feststellen und beheben. In besonderen Fällen stellen sie auch Einzelteile selbst her.
Welche Arbeit eine ganz normale Armbanduhr leistet, zeigt die tägliche Praxis. Die schrankgroße Atomuhr der Physikalisch - Technischen Bundesanstalt in Braunschweig zeigt die Zeit mit einhundertprozentiger Genauigkeit an, arbeitet sie doch unter optimalen Raum- und Temperaturverhältnissen. Eine Armbanduhr arbeitet dagegen unter ungleich schwereren Bedingungen: Lagenveränderung, schwankende Temperatur, Magnetismus, Staub, unregelmäßiges Aufziehen und Ölen setzen ihr zu. Und trotzdem zeigt sie jeden Tag 86.400 Sekunden an. Sollte eine mechanische Uhr mal für eine Sekunde pro Tag vorgehen, so hat sie nur eine Abweichung von 0,0011 Prozent.
"Die Unruh einer Uhr, angetrieben durch die Uhrfeder, deren Kraft einem Hundert-Millionstel einer Pferdekraft entspricht, macht täglich mindestens 432.000 Halbschwingungen (18.000 A/h). Ein Punkt auf der Peripherie dieses Rädchens legt dabei täglich 20 km, also in 5 1/2 Jahren cirka 40.000 km, gleich dem Erdumfang, zurück.
Die Spirale bildet einen wichtigen Bestandteil der Uhr. Sie ist eine dünne Feder, die auf der Unruh sitzt. Die Herstellung dieser kleinen Spiralen ist sehr kompliziert. Spiralfeder für kleinen Uhren wiegen nur 2 Tausendstel Gramm und werden auf 1 / 100 Millimeter (0.01 mm) ausgewalzt.
In kleinen Uhren werden Schrauben verwendet, deren Kubikinhalt nur 0,054 Kubikmillimeter beträgt. Diese Schräubchen sind für unser Auge kaum sichtbar. Man braucht ca. 50.000 Schräubchen, um einen Fingerhut prall zu füllen. Jede dieser Schrauben besitzt ein tadelloses Gewinde und einen fein polierten Kopf," beschreibt die Firma Maurice Lacroix die Präzision einer Uhr und den damit verbundenen Arbeitsaufwand.
Etwa 50 Uhrmacher - Betriebe gibt es im Kreis Wesel, Oberhausen, Mülheim und Duisburg. Aber nur etwa 25 von ihnen sind auch in der Innung zusammengeschlossen. Im wesentlichen macht Rebbelmund zwei Gründe hierfür aus. Zum einen nimmt der Großhandel immer mehr zu. "Gerade Kaufhausketten machen ihre Mitarbeiter in einer Schmalspurausbildung zu Uhrmachern und verkaufen dann Uhren," so Rebbelmund. Aus Sicht des Fachmannes lauern hier aber diverse Gefahren. "Sobald der Kunde das Band gekürzt haben möchte, geht er dann wieder zum Uhrmacher und möchte die Arbeit am liebsten umsonst gemacht bekommen. Qualifizierter Service meint mehr als eben mal die Batterie bei einer Quarzuhr zu wechseln. Selbst bei Quarzuhren muss ein Uhrmacher in der Lage sein, Kontakte zu reinigen und die verbliebenen mechanischen Teile zu reparieren."
Hinzu kommt die Frage der Ausbildung. Immer weniger Betriebe bilden aus. "Interesse an einer Ausbildung in der Uhrmacherei ist bei den Jugendlichen schon vorhanden. Eben weil die heutigen Uhrmacher allmählich ins Rentenalter kommen, sind die Berufsaussichten schon günstig. Ich muss allerdings bereit sein, einen Betrieb zu übernehmen und selbständig zu arbeiten." Wer eine Ausbildung zum Uhrmacher beginnen möchte, sollte allerdings wissen, dass es nur wenige Berufsschulen in Deutschland gibt. Ihre Standorte? Münster, Arnsberg, Hamburg, Furtwangen - also weit weg von zuhause. "Nicht jeder ist bereit, den Blockunterricht fernab von zuhause mitzumachen," beobachtete Rebbelmund. Hinzu kommt das Problem der Ausbildungsinhalte. Mechanik und Elektronik können nicht in 3 Jahren vermittelt werden, meint Rebbelmund. "Soweit ich mich erinnere, dauerte die Ausbildung bei den Uhrmachern früher 3,5 bis 4 Jahre. Dann hatte ich aber auch einen hochqualifizierten Uhrmacher. Bei der Ausbildung muss sich noch vieles ändern."
1996 konnte der Betrieb sein hundertjähriges Bestehen feiern. 1896 machte sich Johann Hubben als Uhrmachermeister und Augenoptiker in Rheurdt selbständig. 1921 eröffnete Peter Hubben, ebenfalls Uhrmachermeister und Augenoptiker, sein Geschäft in Vluyn. 1965 kam eine Zweigstelle in Neukirchen hinzu. "Da männlicher Nachwuchs fehlte, machte meine Frau eine Ausbildung zur Uhrmacherin und führte das Geschäft weiter," erzählt Rebbelmund.
Ein Uhrenmuseum konnte inzwischen auch seine Pforten eröffnen. "Eine 100 Jahre alte Uhrmacherwerkstatt mit altem Werkzeug, Werkbänken, alter Fachliteratur und etlichen alten Uhren und Schmuckstücken geben einen Einblick in die Arbeitswelt der Uhrmacher hier am Niederrhein in den vergangenen Jahrzehnten," erzählt Rebbelmund. "Hinzu kommen alte Messgeräte, Halbfabrikate und Werkzeuge." Dass ein Uhrmacher auch Brillen verkauft, sei eher ungewöhnlich. "Typisch ist eher, dass Uhrmacher auch Schmuck verkaufen und sich damit ein zweites Standbein aufbauen."
Und dennoch: Trotz aller Schwierigkeiten blickt Rebbelund nicht pessimistisch in die Zukunft. "Die Quarzuhren waren in den vergangenen 20 Jahren auf dem Vormarsch. Heute erinnern sich die Leute wieder an die Schönheit der mechanischen Uhren. Man kann mit ihren auf Jubiläen und Familienfeiern gut präsentieren. Hier sehe ich durchaus noch ein Markpotential für Uhrmacher."
 

Urlauberpfarrer

Mallorca ist gleich Sommer, Sonne, Strand. Dies ist das gängige Bild von der spanischen Insel, das viele Urlauber (und auch Daheimgebliebene) haben. Mallorca ist aber auch der Arbeitsplatz von Heiner Süselbeck, Pfarrer der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde auf den Balearen. Er hat eine halbe Gemeindepfarrstelle und eine halbe Stelle als Urlauberpfarrer inne. Das Amt des Urlauberpfarrers gibt es seit Anfang der `70er Jahre. Immerhin kommen 2,5 Millionen Deutsche jedes Jahr nach Mallorca und Ibiza, 20.000 leben ständig dort.
"Ich habe die Beobachtung gemacht, dass hier mehr Menschen zum Gottesdienst kommen als zuhause in Deutschland," meint Pfarrer Süselbeck. Seine Aufgaben sind das Erwachsenenkatechumenat, Gottesdienst und Seelsorge. "Da wir hier keine eigenen Räumlichkeiten haben, müssen wir schon sehr eng mit der spanischen katholischen Kirche zusammenarbeiten. Die stellt uns Kirchen und Klöster für die Gottesdienste und anderen Veranstaltungen zur Verfügung," erzählt Süselbeck. Daneben ist auch die Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft, spanischen Behörden und der spanischen evangelischen Kirche wichtig. "Oft erfahre ich erst auf diesem Wege von den Schwierigkeiten und Nöten der Urlauber," ist sein Eindruck. "Hier haben die Menschen genug Ruhe, um über biblische Inhalte nachzudenken und sich über deren Bedeutung für ihr Leben auszutauschen."
Dazu bietet Pfarrer Süselbeck viermal wöchentlich Veranstaltungen an, sowohl zu theologischen als auch zu landeskundlichen Themen. Im Winter obliegt ihm, zusammen mit seinem `Langzeiturlauberseelsorger', die Betreuung der etwa 200.000 Senioren, die auf Mallorca überwintern. Viel Arbeit für den Pfarrer, dessen Stelle auf 6 Jahre befristet ist und dessen Arbeit durch die EKD und Kollekten finanziert wird. "Es war Interesse an ökumenischer Zusammenarbeit unter den Herausforderungen des kommenden neuen Europas," beschreibt Pfarrer Süselbeck seine Motivation, diese Stelle auf den Balearen anzunehmen. Auch wenn dieser Text in den 1990er Jahren entstand, ist er - unabhängig von aller Tagesaktualität - auch heute noch interessant. Zum einen beschreibt er ein kirchliches Tätigkeitsfeld. Und zum anderen möchte er dem Leser eine Hilfe sein, der auch im Urlaub nicht auf Vertrautes verzichten möchte.
 

Vulkaniseur

Wer auf dem Vulkan tanzt, lebt gefährlich. "Sie immer mit ihren Kalauern," schimpft in diesem Augenblick Horst Kornetka, seines Zeichens Vulkaniseurmeister, Inhaber eines eigenen Betriebes in Duisburg-Walsum und Obermeister der Vulkaniseur- und Reifenmechaniker-Innung Essen - Bergisches Land Köln.
Vulkaniseure / Reifenmechaniker rüsten Fahrzeuge mit Reifen aus. Sie überprüfen Autoreifen aus Gummi auf Fehler und Mängel, reparieren sie bei Bedarf, wuchten die Reifen aus und montieren sie. Auch die Runderneuerung von Reifen gehört dazu. Vulkaniseure vermessen die Fahrwerke und stellen sie ein. Doch damit nicht genug. Vulkaniseure kümmern sich um Flugzeugreifen, Förderbandtechniken, Gummibeschichtungen, Trommelbeschichtungen oder Dichtungen - Fensterdichtungen, Hebewerkzeuge oder Gasrohrabdichtungen seien hier als Beispiele genannt.
Seit dem 1. August 2004 gibt es einen Nachfolgeberuf, nämlich den Mechaniker für Reifen und Vulkaniseur. Inhaltlich gibt es nur wenig Unterschiede. Der Grund für die Neuordnung liegt darin, dass die Ausbildung den aktuellen, modernen technischen Anforderungen angepasst und somit zeitgemäß wurde. Wer genaue Angaben sucht, sei an dieser Stelle an die berufskundlichen Seiten der Arbeitsverwaltung verwiesen.
Das Bergische Land, das Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Essen, der Kölner Raum und der Niederrhein bis Hünxe gehören zum Innungsbezirk. 28 Betriebe gehören der Innung an; das entspricht einem Organisationsgrad von rund 25 %. Doch Vorsicht! "Hier geht es um Meisterbetriebe, nicht um Geschäfte, die Reifen verkaufen," betont Kornetka. Fortbildungen, eine kostenlose Rechtsberatung und Hilfe beim Mahnverfahren gehören zum Angebot der Innung. Wer mehr wissen möchte, sollte die Startseite der Innung im Internet anwählen.
Ausbildung ist schon ein Thema im Vulkaniseurhandwerk. Rund 38 Lehrstellen pro Jahr gibt es im Essener Kammerbezirk. "Es gibt kaum ausbildungsfähige und ausbildungswillige Jugendliche," bestätigt Kornetka so manches Vorurteil über frisch gebackene Schulabgänger. "Wir müssen den Jugendlichen in 3 Jahren das beibringen, was die Schule in 10 Jahren nicht geschafft hat."
Doch wie sieht der ideale Lehrling aus? "Er hat einen vernünftigen Hauptschulabschluss mit eine `3' in Mathe und Physik," betont Kornetka. "Bei uns muss man sich mit Elektronik auskennen. Man braucht nicht nur ein praktisches Händchen, sondern auch ein technisches Verständnis." Und nach der Ausbildung? "Ein guter Vulkaniseur findet immer eine Arbeit," betont Kornetka.
Praktika können bei der Entscheidungsfindung helfen. Preußische Kardinalstugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit, Höflichkeit und Sauberkeit sind in dem Beruf ein Muss, wie Kornetka betont.
Ob der Vulkaniseur ein Ausweichberuf für Jugendliche ist, die keine Ausbildungsstelle zum Kfz-Mechaniker gefunden haben, frage ich noch zum Schluss. "Ja, auf jeden Fall," meint Kornetka. "Ich wollte als Jugendlicher auch Kfz-Mechaniker werden. Ich habe aber keinen passende Lehrstelle gefunden. Also bin ich Vulkaniseur geworden. Heute bin ich es mit Leib und Seele. Ich habe meine Entscheidung nicht bereut."
 

Wagner

Vom Wohnmobil bis zum Handwagen fertigen und reparieren Wagner verschiedene Fahrzeuge aus Holz. Sie erstellen Angebote und setzen die Sonderanfertigungswunsch ihrer Kunden anhand von selbst erstellten Zeichnungen und Skizzen um. Darüber hinaus sind ihre handwerklichen Fertigkeiten bei der Restaurierung von historischen Kutschen und Wagen gefragt. Bauteile aus Holz oder Holzwerkstoffen, aber auch aus Metall und Kunststoffen bearbeiten sie mit verschiedenen Werkzeugen oder an Maschinen. Sie behandeln die Oberflächen beispielsweise mit Lack und montieren die Einzelteile zum fertigen Produkt.
Wagner entwerfen und bauen Wohnwagen und Wohnanhänger, kleinere Fahrzeuge aus Holz, wie Handwagen, Karren oder Anhänger, Holzräder sowie Schlitten und hölzernes Sportgerät. Mitunter fertigen sie Einzelteile aus Holz für den Wagen- und Spezialkarosseriebau an.
Ob Wohnanhänger oder Kirmeswagen, das handwerkliche Geschick der Wagner bringt jeden fahrbaren Untersatz ins Rollen. Sie beraten Kunden, kalkulieren Preisangebote und setzen die Vorstellungen ihrer Auftraggeber individuell um. Dafür fertigen Wagner zunächst Skizzen und Entwurfszeichnungen an, wählen das Material aus und kaufen es ein. Sie stellen diverse Hölzer und Holzwerkstoffe, aber auch Werk- und Hilfsstoffe sowie sonstige Materialien wie Beschläge, Metall- und Kunststoffteile oder Klebstoffe bereit. Wenn sie das geeignete Holz wie Eiche, Esche oder Buche auswählen, achten sie besonders darauf, daß es eine Trocknungszeit von mehreren Monaten hinter sich gebracht hat.
In der Werkstatt wartet ein fast fertiggestellter Leiterwagen nach auf seine Räder. Wagner schneiden dafür zunächst das Holz von Hand oder maschinell zu. Die Maschinen sind laut. Es entsteht Holzstaub. Deswegen tragen Wagner einen Gehörschutz und verwenden auch Staubschutzmasken, die die Atemluft filtern. Sie drechseln dann sorgfältig die Naben für die Mitte des Rades an der Drehbank. Anschließend stemmen sie Löcher für die Speichen in die Naben und bringen die zuvor mit dem Ziehmesser bearbeiteten Speichen an. Schließlich erhalten die Räder noch Holzfelgen und eine Ummantelung aus Eisen. Jetzt können die Wagner sie montieren. Abschließend beizen oder lackieren sie den hölzernen Wagen.
Wagner fertigen beispielsweise auch Wagen für Trabrennen und bearbeiten dafür Kunststoffe oder Metalle. Sie schleifen Kunststoffplatten ab und kleben oder schweißen sie zusammen, schneiden Bleche auf Maß zu, bieten sie und lackieren alle Metallteile, damit sie nicht rosten. Daneben reparieren sie die unterschiedlichsten Wagen, Leitern und Gestellen und pflegen ihre Werkzeuge und Maschinen.
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
So, die große Reise kann beginnen. Was früher ein ganz normaler Wohnwagen war, ist jetzt zu einem Luxusschlitten per excellence geworden. Ich habe nur die edelsten Materialien beim Umbau genommen. Chrom, Leder, Teakholz und Mahagoni waren mir gerade gut genug. Dafür bietet der Wohnwagen auch mehr als die Normalausführung. Er ist jetzt Wohnzimmer, Kochecke, Schlafzimmer und Bad in einem. Er bietet Hifi Anlage, Satellitenfernsehen, Navigationssystem sowie ein kleines Büro im ersten Stock mit Internetzugang incl. Drucker und Scanner. Ich arbeite als Journalist und Autor. Ich muß Fotos und Texte automatisch per Funk versenden können. Mein Büro ist eine Hochtechnologieeinrichtung, die mir mobiles Arbeiten überall auf der Welt ermöglicht.
Ich bin Modejournalist. Ich muß also in Mailand genauso vertreten sein wie in Düsseldorf, Moskau und London. Wenn ich da mein traditionelles mobiles Büro (z. B. Laptop und Scanner) mitnehme, habe ich schon alle Hände voll zu tun. Hätte ich auch noch meine Kleidung mitnehmen wollen, hätte ich einen größeren Handwagen voll gebraucht. Warum also nicht die Wohnung aufgeben und gleich ganz in einem Wohnmobil leben?
Inzwischen beneiden mich meine Kollegen um meinen Wohnwagen. Einige Kollegen fragten mich schon, wo ich ihn gekauft habe. Gekauft! Da ich in meinem ersten Berufsleben Wagner war, kenne ich mich in dem Handwerk natürlich aus. Also konnte ich den Wagen eigenhändig bauen.
Auch wenn ich hauptsächlich über Mode und Bekleidung schreibe, berichte ich gelegentlich auch über Lifestyle Themen: Reisen, Tourismus, Gastronomie. Dafür ist so ein Wohnmobil wie meines ideal. Ich bin immer beweglich. Ich kann die Orte ansteuern, die mir gefallen und wo ich gebraucht werden.
Es war meine Frau, die mich zu dieser Lebensweise trieb. Jeden Morden stand sie stundenlang vor dem Spiegel und fragen sich (und natürlich auch mich): ?Was soll ich nur anziehen? kaum hatte sie irgendeinen Fummel gefunden, stand sie noch eine weitere Stunde vor dem Spiegel, um sich zu schminken. Einen Handwerker wie mich trieb das natürlich in den Wahnsinn. Wie kann man sich nur so dermaßen für Äußerlichkeiten wie Kleidung und Kosmetika interessieren?
Esra merkte schon bald, daß sie mich mit ihrem Gehabe nervte. Als eines Tages wenig in der Werkstatt zu tun war, fragte sie mich: ?Sag mal, Andreas, willst Du nicht mit auf einen Schaufensterbummel kommen? Nichtsahnend sagte ich zu. Stundenlang schleppte sie mich durch die Boutiquen und Schuhläden. Wie jeder Mann war ich (natürlich) davon genervt. Mein Interesse war aber trotzdem geweckt. Ich begann, mich für Lifestyle Themen zu interessieren. Anfangs waren es eher noch männliche Themen: Tuning, Möbel, Kunsthandwerk. Um ein zweites berufliches Standbein neben dem Wagnerhandwerk zu haben, erweiterte ich dann meine Garage um die Bereiche Tuning und Möbelrestauration. Eines Tages stand dann ein Lokaljournalist vor der Türe und wollte über meinen Laden berichten. Der Bericht war aber so grauenhaft schlecht, daß ich zur Feder griff und eine Gegendarstellung verfaßte.
Mein Text muß wohl den Nerv der Redaktion getroffen haben. Der Leiter der Lokalredaktion rief mich nämlich eine Woche später an und fragte, ob ich nicht über bestimmte Lifestylethemen berichten möchte. Es gebe da eine Ratgeberseite; dort könne er immer Texte über Lifestyle- und Modethemen brauchen. Warum also nicht über antike Möbel, Wohnungseinrichtungen und Neuheiten in der Floristik berichten?
Ein Handwerker und echter Mann als Tintenkleckser? Anfangs tat ich mich schon schwer damit. Doch dann stellte sich allmählich der Erfolg ein. Meine Artikel wurden gerne gelesen. Und mir gingen die Themen aus. So groß ist unsere Stadt auch nicht, als daß ich mich alle paar Tage bei den örtlichen Handwerkern sehen lassen könnte.
Ich ging also auf Messen. Ich begann, Hintergrundwissen zu sammeln. Wie wurden früher Möbel hergestellt? Wie sehen englische Landschaftsgärten aus? Worauf muß man verkehrsrechtlich bei Wohnwagen achten? Als ich meinen 40. Geburtstag feierte, änderte ich mein Leben radikal. Ich stellte ein paar Handwerker für meinen Laden ein. Meine Frau führt ihn natürlich in meinem Namen weiter. Und ich machte mich als Journalist selbständig. Es war eine Entscheidung, die wir nicht bereuen sollten. Die Sehnsucht nach dem jeweils anderen Partner ist der härteste Kitt für unsere Ehe.
 

Zimmermann


Der Mann soll ein Haus bauen, einen Sohn in die Welt setzen und einen Baum pflanzen. So verlangt es der Volksmund. "Sobald es um den Dachstuhl geht, braucht er aber uns Zimmerleute," berichtet Sabine Schäfer - Raab, ihres Zeichens stellvertretende Obermeisterin der Dachdecker- und Zimmerer - Innung Duisburg.
Zimmerleute erstellen Holzhäuser und Dachstühle. Sie führend auch Innenausbauten vom einfachen Dachgebälk bis zu Ingenieursausbauten aus. Sie errichten Fachwerkkonstruktionen. Doch Zimmerleute können mehr. Sie sind auch in der Lage, Treppen und Holzdecken einzubauen oder Fertighäuser zu montieren. Sägen, Hobel und Bohrmaschinen gehören zu den Geräten, mit denen sie arbeiten. Wer weiterführende berufskundliche Informationen sucht, sei an die Literatur der Arbeitsverwaltung (insbesondere BerufeNet), des Bundes Deutschre Zimmermeister und der Internetenzyklopädie Wikipedia verwiesen.
70 Betriebe gehören der Innung ab, die sich über das ganze Duisburger Stadtgebiet erstreckt. Ganze zwei (!) Lehrlinge sind dort registriert. "In den besten Jahren hatte ich 6 Lehrlinge in meinem Betrieb, je 2 pro Lehrjahr," berichtet Schäfer - Raab, selbst Inhaberin eines Betriebes. "In unserer Innung könnten wir schon mehr Lehrlinge einstellen. In meinem Betrieb habe ich allerdings im abgelaufenen Lehrjahr allerdings keine Bewerbung erhalten. Ich mache es den Schulen und den Eltern zum Vorwurf. Es ist doch deren Aufgabe, sich rechtzeitig Gedanken über die Ausbildung ihrer Kinder zu machen." Schließlich bieten das Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit und das Bildungszentrum des Baugewerbe genügend Informationsmöglichkeiten.
Motivation, Pünktlichkeit, Engagement, Belastbarkeit, Zuverlässigkeit, handwerkliches Geschick und Mathekenntnisse (incl. räumliches Denken) sind die Eigenschaften, die der ideale Azubi mitbringt. "Es sind nicht alle Jugendliche faul und schlecht. So pauschal stimmt es nicht," kontert Schäfer - Raab, nur um fortzufahren: "Wir können den Schulzeugnissen allerdings nicht mehr trauen. Ich glaube den Noten nicht, weil die Lehrer den Jugendlichen zu gute Noten geben. Sie wollen ihnen nicht die Zukunft verbauen. Die Schule ist die Kinder irgendwann los und wir dürfen uns dann mit ihnen herumschlagen."
Doch lohnt es sich überhaupt, eine Lehre in der Baubranche zu beginnen? Gab es dort vor 10 Jahren noch 1,3 Millionen Beschäftigte, beträgt deren Zahl derzeit rund 600.000. "Wenn man den Wirtschaftsweisen glaubt, ist das der Bedarf der Zukunft. Gewerbe, private und öffentliche Hand haben in den vergangenen Jahren im Baubereich kräftig gespart. Es gilt jetzt, die Renovierungen, Sanierungen und Modernisierungen, das sogenannte `Bauen im Bestand', anzuschieben. Die Renovierung von Schulen und das behindertengerechte Ausbauen von Gebäuden (Stichwort: Barrierefreiheit) seien hier als Stichworte genannt."
Abitur, Ausbildung, Meisterschule und eigener Betrieb waren die Stationen auf Schäder - Raabs bisherigem beruflichem Lebensweg. Dass sie die einzige Frau in einem Männerberuf ist, sei hier nur am Rande erwähnt. Ob wir es wohl noch erleben, dass die formalen Grenzen zwischen den Berufen fallen, dass ein Zimmermann also auch Arbeiten eines Maurers oder Dachdeckers erledigen darf? Im Moment ist das noch Kaffeesatzleserei. Wer aber weiß, was die Zukunft bringen wird?